Achtsam Morden: Am Rande der Welt

„Band 3“ der Serie, nun weiter weg – und doch so nah, wie sich schließlich heraus stellt, zum Finale der 370 Seiten: Wieder nimmt der Autor Augen zwinkernd Achtsamkeit und Coaching dazu ins Visier – und durchaus auf den Arm: Schafft sich der Protagonist doch aus an sich recht harmlosen Empfehlungen und Affirmationen seine Begründung dafür, ziemlich egoistisch alle aus dem Weg zu räumen, die ihm in eben diesem stehen. A bissal was von Patrica Highsmith´ „talentiertem Mr. Ripley“ hat er schon, der gute Björn  …

Affirmationen fürs „Hier und Jetzt“
…findet der Gute in einer weiteren Publikationen seines Coaches: „Finde dich selbst. Bevor es ein anderer tut. Um der Midlifecrisis zu entgehen, begibt sich Björn Diemel auf Anraten seines Therapeuten auf Pilgerreise. Schnell stellt sich als Erkenntnis auf dem Jakobsweg heraus, dass Björns Leben die Mitte bereits längst überschritten haben könnte: Ein unbekannter Mitpilger versucht, ihn zu töten. Während bei den scheiternden Anschlägen auf ihn ein Pilger nach dem anderen seinen Lebensweg verlässt, versucht Björn ganz achtsam, sich seiner Haut zu wehren. Seine Pilger-Fragen nach Leben, Tod und Erfüllung bekommen plötzlich eine sehr praxisnahe Relevanz.“ Unterhaltsam auch der dritte Band, dem hoffentlich weitere folgen werden! Und spannend zudem, gelungene Dramaturgie mit immer wieder neuen Höhepunkten (und Highlights), ideenreich und ein wenig versponnen: Björn geht seinen Weg, immer die Tochter im Blick (und gerne als Begründung fürs Tun heran ziehend), mit einer gehörigen Portion Glück manche höchst gefährliche Situation umschiffend – und mit viel Chuzpe voran schreitend.

Informativ wie spannend!
Nebenbei erfährt Leser eine Menge über die Historie von Jakobus und „seinem“ Weg (es gibt ja inzwischen viele, doch dieser hier ist der klassische), etwa S. 106f. Den Sinn des Lebens in den Blick zu nehmen, motiviert das Dialog-Paar Björn plus Joschka (Breitner = Coach) die Leser immer wieder, etwa S. 142ff.: Frage-Strukturen kommen ins Spiel, altbekannt für erfahrene Trainer, Coaches und Berater – und deshalb umso mehr zum Schmunzeln führend, doch auch nachdenklich machend. Auch Faktenchecker werden (freundlich) auf den Arm genommen, der aktuelle Beruf von Björns Ex-Frau aktuellem Lover (s. S. 174f. etc.) – und das Identitäts-Thema dito (S. 236 rund um Schaumküsse). Voila, gerade Weiterbildner jeglicher Couleur können hier ihr Lese-Vergnügen haben, geht es doch um „ihre Themen“ … Da mag Appetit aufkommen, die beiden vorigen Bände gleich auch noch zur Urlaubs-Lektüre zu packen – und für unterwegs dabei zu haben, (ent)spannendes Lesen für Abende nach fordernden Weiterbildungs-Maßnahmen …HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter