Adressat unbekannt
Autor | Kressmann taylor |
Verlag | Atlantik |
ISBN | 978-3-455-65013-6 |
Ein wahrhaft beeindruckendes Buch einer ansonsten unbekannten Autorin, ehemals Werbe-Texterin, mit Vornamen Kathrine, den sie für ihre Autorenschaft „unterschlägt“. Was der Verlag dazu schreibt, sagt alles, in aller Kürze: „Der Deutsche Martin Schulse und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in den USA eine gut gehende Kunstgalerie. 1932 entscheidet sich Schulse, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Eisenstein betreibt die gemeinsame Galerie in San Francisco weiter. Die beiden Männer bleiben in Kontakt und tauschen sich in ihren Briefen über Berufliches und Privates aus. Zunächst scheint die Freundschaft nicht unter der räumlichen Trennung zu leiden. Doch Schulse, der die politischen Entwicklungen in Deutschland anfangs noch kritisch betrachtete, entwickelt sich nach und nach zum bekennenden Nationalsozialisten. Adressat unbekannt, 1938 erstmals veröffentlicht, ist ein Buch von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtübernahme, schildert dieses Meisterwerk die dramatische Entwicklung einer Freundschaft und die Geschichte einer bitterbösen Rache. »Ich habe nie auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertrefflicher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort zuviel, keines fehlt … Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben«, resümiert Elke Heidenreich in ihrem Nachwort.“ Auf nur 76 Seiten gelingt es, den Leser ins Geschehen der Zeit des aufkommenden Nazitums hinein zu ziehen – und sehr zum Nachdenken zu bringen: Musste es kommen, wie es kam? Ein Fern-Dialog, der viel eindrücklicher zeigt, was war, als jeder noch so ausführliche Roman es hätte schildern können. Erst recht in einer Zeit wachsender Fremden-Feindlichkeit – heraus gegeben sozusagen en point. HPR