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Albert muss nach Hause

Autor Homer Hickam
Verlag Harper Collins
ISBN 978-3-95967-022-7

„Die irgendwie wahre Geschichte eines Mannes, seiner Frau und ihres Alligators“ erzählt von ihrem Sohn, der vor allem aufgrund der Erzählungen seiner Mutter diese verrückte Story aufgeschrieben hat – so jedenfalls der Autor. Liebevoll und zugleich gelegentlich mit Stirn runzelndem Fragezeichen entwickelt Hickam die Geschichte der Eltern und zugleich das Gesellschaftsbild eines US-Zeitalters im Umbruch:
Die Story
„Eine Reise ins Ungewisse. Ein Alligator zum Verlieben. Ein Buch, das glücklich macht: „Ich oder der Alligator!“ Keinen Tag länger will Homer Hickam der Ältere sein Badezimmer mit einem bissigen Reptil namens Albert teilen. Als der Bergwerksarbeiter seiner Frau ein Ultimatum stellt, muss Elsie lange überlegen. Schließlich ist ein Leben ohne Alligator doch sinnlos. Wie alles hier in Coalwood, West Virginia. Die ganze trostlose Stadt liegt unter einer schwarzen Staubschicht begraben. Und selbst vor ihrer Ehe hat die Große Depression keinen Halt gemacht. Trotzdem fällt Elsie die Entscheidung – unter einer Bedingung: Sie müssen Albert nach Hause bringen. Zurück nach Florida. In einem alten Buick. Mit Alligator auf dem Rücksitz …“ Dass sie Albert von einem verflossenen Verehrer geschenkt bekommen hat, ausgerechnet zur Hochzeit, macht es für ihren Ehemann kaum leichter, mit diesem (an sich ja überraschend freundlichen) Reptil umzugehen.
Die Metapher
Tatsächlich geht es natürlich um mehr als eine witzige Geschichte, die sich über Monate hinzieht statt über die zwei Wochen, die der verständnisvolle Vorarbeiter Homer Hickam freigegeben hat, seine Ehe zu retten: „Mit hinreißendem Humor erzählt der preisgekrönte Autor Homer Hickam [der Jüngere] von verpassten Chancen, einer großen Liebe und dem absurd-schönen Glück, in Gesellschaft eines grinsenden Alligators zu reisen.“ Es geht darum, eine gemeinsame Einstellung zum Leben zu finden, jedem im Zusammenleben seinen (ihren) Freiraum zu lassen – und sich auch zu lösen von dem, was vorher war statt scheinbar vergebenen Chancen nachzutrauern. Und ob die Geschichte nun wahr war, was schon im Verlauf des Geschehens selbst infrage gestellt wird, ist dabei nun wirklich sekundär: Das ist ein modernes Märchen und darf so wirken wie diese uralten Narrative unserer Kinderzeit.
Ein Lesevergnügen
Eben das dürfen Sie erwarten, Belletristik im besten Sinne – und doch weit mehr als das: Mit dem Zeug für einen modernen Klassiker, völlig anders erzählt und miterlebbar als etwa die Buddenbrooks. Wie jenes Epos, werde ich diese alberne Albert-Geschichte bestimmt öfters lesen. Sie auch? HPR

Hanspeter Reiter