Am Samstag wird abgerechnet
Autor | Davide Longo |
Verlag | Rowohlt |
ISBN | 978-3-499-00371-5 |
…als Band 4 einer Piemonteser Krimi-Reihe ausgelobt – also ein Lokal-Thriller, und doch viel mehr als das, auf gut 550 Seiten.
Ein Provinznest
…mit allem, was ein solches „auszeichnet“, mit gerade mal 30 Einwohnern – und nun auch noch ein Mord! Wohl oder übel muss er hin, der Commissario, denn „in einem verlassenen Alpendorf wird ein Filmproduzent und Bruder eines ehemaligen Democrazia-Cristiana-Politikers tot in seinem Jaguar aufgefunden. Seine Frau, eine frühere Schauspielerin, in die eine ganze Generation verliebt war, ist spurlos verschwunden. Für die Ermittlungen muss sich Commissario Arcadipane, eigentlich Turiner, in dem einsamen Bergdorf, das aus einer Handvoll Häuser besteht, niederlassen. Dort warten misstrauische Bewohner und ein Rätsel auf ihn, das ihm Kopfzerbrechen bereitet. Ein zu komplizierter Fall, um nicht seinen alten Freund und Mentor Corso Bramard um Hilfe zu bitten sowie die ebenso undisziplinierte wie unverzichtbare Isa Mancini. Beide befinden sich gerade in einer schwierigen Phase ihres Lebens. Möchten sie gemeinsam die Wahrheit ans Licht bringen, wird es nötig sein, in alten Geheimnissen und neuen Machenschaften zu wühlen und ein komplexes Geflecht aus politischen Intrigen zu entwirren. Und am Samstag wird abgerechnet.“ Was also findet dieses ach so diverse Team heraus, in diesen wenigen Tagen? Sogar nach Rom muss der Commissario, auch das noch…
Schauspielern
…kann vielerlei dienen – u.a. für… Das mag die Leserschaft selbst heraus finden , rund um Vera Ladich le look.. Das gilt durchaus auch für den Commissario, scheint es, der soviel auf seine Schuhe hält, dass er sie lieber mit Klebeband versorgt statt sich neue zu besorgen. (Was mich irgendwie an einen anderen Ermittler in ähnlicher Situation erinnert hat, der immer in Halbschuhen rumläuft, die schon eher durchgelaufen sind…) Übers Film-Thema hinaus geht es auch um Malerei und ihre Botschaften, konkret um Fresken & Co. (S. 191f. usw., Bezug zu den Kelten). Interessant die Medienwechsel, wenn etwa ein Verhör-Protokoll zitiert wird – und zwar in anderer Typografie (S. 212ff.), dito ein Text aus früherer Zeit, zumindest mit anderem Umbruch (S. 285ff. etc.). Alte Bräuche kommen ins Spiel (S. 344f. z.B.), die noch eine zentrale Rolle einnehmen werden (Spoiler-alert) – wie auch das Thema Versicherung im Zusammenhang mit dem Staudamm nahe des Ortes, in dem das meiste Geschehen erlebbar ist… Und wie ist das mit der Kommunikation via Medien (S. 400 – und im Grunde schon früher …), interessante Idee?! Wie auch der Hinweis aufs in Italien übliche Verkaufen von Buch-Serien nach und nach via Kioske, was sich bei uns wohl kaum durchsetzen ließe (S. 549). – Also ein unterhaltsamer Lokalkrimi – oder doch viel mehr als das? Ja, denn vielerlei Einblick wird geboten, in italienische Politik und Kirche, gesellschaftliches Leben aufm Dorf wie in der (Groß-)Stadt, Klassen-Unterschiede im Residieren wie Verhalten… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de