Atlas der KI
Autor | Kate Crawford |
Verlag | C.H.Beck |
ISBN | 978-3-406-82333-6 |
„Die materielle Wahrheit hinter den neuen Datenimperien“ wirft einen höchst kritischen Blick hinter die Kulissen – informativ, absolut lesenswert, mit weit über 300 Seiten.
Hinter KI steckt schlicht (viel(es)) mehr!
Die versierte Autorin holt zu einem gelungenen Rundumschlag aus, mit frühem Hinweis auch aufs eAuto und dessen eher halbseidene Öko/CO2-Bilanz – will sagen, da geht es auch ums Generelle! Doch entscheidend ist: „Weder künstlich noch intelligent – eine kritische Analyse der KI-Industrie! Wir tendieren dazu, künstliche Intelligenz als eine wundersame und körperlose Form der maschinellen Klugheit zu betrachten. Von der preisgekrönten Wissenschaftlerin Kate Crawford lernen wir hingegen, dass KI in Wahrheit weder künstlich noch intelligent ist, sondern in ihrer materiellen Wirklichkeit auf Ressourcenausbeutung und Machtkonzentration hinausläuft.“ Hmm, was „man“ immer schon ahnte, siehe Medien-Berichte – und was nun deutlich erkennbar zu Tage tritt: „Crawford nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise zu Lithiumminen und Klickfabriken, zu automatisierten Arbeitsplätzen und riesigen Datenarchiven, zu AI-Trainingscamps und zum algorithmischen Kriegsführungsteam des Pentagon. Auf diese Weise zeichnet sie einen Atlas der künstlichen Intelligenz, der die verschiedenen Bereiche ihrer konkreten Realität kartiert, um unser kritisches Auge zu schulen. Gestützt auf ein Jahrzehnt originärer Forschung zeigt Crawford, dass KI in erster Linie eine Technologie der Extraktion ist – der Abschöpfung von Mineralien, billiger Arbeitskraft und einer unermesslichen Anzahl von Daten. Das planetare Netzwerk der KI schädigt unsere Umwelt massiv, vertieft soziale Ungleichheiten und bedroht demokratische Prinzipien. Crawfords Buch liefert uns einen dringlichen Bericht, was auf dem Spiel steht, wenn große Unternehmen und staatliche Institutionen KI nutzen, um die Welt umzugestalten.“ In meinem Exemplar finden sich nun wie folgt…
Eselsohren
…auch wenn manche das weniger mögen: So finde ich Stellen wieder, die für mich besonders anregend waren und somit relevant sind … Sie seien hier verraten: Seltene Erden (S. 40f. etc.) – Pseudo-KI mithilfe moderner menschlicher Sklavenarbeit (S. 74ff. etc.) – rein statistische Wahrscheinlichkeit statt regelbasierter KI im Sprachbereich (S. 111f. etc.) – Verzerrung infolge einseitiger Trainings-Daten (S. 146f. z.B.) – private Überwachung anstelle eigentlich reglementierter staatlicher (S. 216f.) – Macht-Ungleichgewicht am Arbeitsplatz durch KI-Kontrolle (S. 238) – Weltraum als Abraum-Platz der Menschheit, hinweg von der Erdoberfläche (S. 254f.), siehe BlueOrigin etc. Alles ein allem: mehr Schein als Sein – und anders wie auch Anderes?! Nun:
Das ist das Besondere an diesem Buch
Schon die Kapitel-Überschriften lassen ahnen, was alles zur Sprache kommt: Erde – Arbeit – Daten – Klassifizierung – Affekt – Staat – Schluss: Macht. Coda: Weltraum. Voila, auf den Punkt gebrachte – und so ausgebreitet: „Ein neuer Blick auf das, was künstliche Intelligenz in Wirklichkeit ist: Aus welchen Materialen bestehen KI-Systeme, und wo kommen die her? Welche Formen menschlicher Arbeit, welche Wissenssysteme und Machtverhältnisse müssen dabei am Start sein? Crawford zeigt: KI ist die ausbeuterische Industrie des 21. Jahrhunderts, KI hat in ökologischer, sozialer und politischer Hinsicht verheerende Wirkungen.“ Wobei allerdings höchstens indirekt anklingt, dass „KI“ ganzheitlich zu sehen ist, also als Bestandteil der entstandenen gewaltigen Internet-Industrie, die „für sich“ ja schon all das erzeugt, was die zu Recht anprangert: fürchterliche Arbeits-Bedingungen bei „Zulieferern“ wir extremen Energie-Verbrauch – siehe Server, siehe Satelliten (oder auch Unterseekabel!), siehe BitCoin & Co. Da gibt´s nur dieses Eine: lesen, nachdenken – (re)agieren. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de