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Aus dem Schatten des Vergessens

Autor Martin Michaud
Verlag HoCa
ISBN 978-3-455-01007-7

„Victor Lessard ermittelt. Band 1“ weist auf den ersten Band einer (für deutsche) Leser neuen Reihe, original bereits 2012 erschienen (offenbar inzwischen weitere zwei – Leser darf gespannt sein…).

Kennedy, CIA & Montreal
…ergeben eine durchaus interessante Verbindung, an manche Verschwörungs-Theorie erinnernd, rund um den Mord am US-Präsident 1963. Dazu viel „Psych“ und eine ganze Reihe von persönlichen und Beziehungs-Themen ist geboten, rund um diesen Ermittler… Parallel gibt es zwei Erzählungs-Stränge – nämlich Rückblicke (davon wiederum zwei) und den Jetzt-Status: „Montreal, heute: Am Tag vor Weihnachten wird Judith Harper, eine renommierte Psychologin, auf grausame Weise umgebracht. Zur gleichen Zeit verschwindet Nathan Lawson, ein angesehener Anwalt, nachdem er in Panik Dokumente auf einem Friedhof vergraben hat. Wenig später stürzt sich ein Obdachloser von einem Wolkenkratzer. Im Mantel des Obdachlosen: die Brieftaschen von Harper und Lawson.“ Na, da scheint ja alles klar… „Als Sergent-Détective Victor Lessard, der selbst ein Getriebener ist, gemeinsam mit seiner Partnerin Jacinthe Taillon die Ermittlungen aufnimmt, wird den beiden eine verstörende Aufnahme zugespielt, auf der die Stimme von Lee Harvey Oswald zu hören ist, dem Mann, der einst J. F. Kennedy erschoss und der jetzt aus dem Grab zu ihnen spricht. Lessard und Taillon stehen vor einem Fall, der sie in die dunkelsten Abgründe sowohl der menschlichen Seele als auch der amerikanischen Geschichte führt.“ Schon früh deutet sich an, dass Gehirnwäsche (S. 258ff. z.B.) und Folter eine Rolle gespielt haben dürften und in der Jetzt-Zeit tun: Rache und/oder Vertuschung?

Trigger und Nudges
…erlebt Leser (wie auch das Ermittler-Team natürlich), geschickt platziert, scheinbar Lösungen anbietend: Schon stark, wie der Autor die Spannung über deutlich mehr als 600 Seiten hält resp. immer wieder neu befeuert! Zahlenspiele (S. 411 z.B.) inklusive – und was haben Charlie Chaplin und Buster Keaton evt. damit zu tun, der Mann, der niemals lacht (S. 450f.)? Zu befürchten ist, dass allzu vieles nahe an der Wahrheit liegt, was hier als (Doku?)Thriller erzählt wird, bis hin zu einem Geständnis eines Täter-Opfers (S. 530 etc.). Was Martin Michaud in seinem Nachwort (S. 633ff.) sehr bewusst von sich weist. – Ein durchaus anderer Blick auf Quebec, Montreal und seine Menschen als etwa der von Louise Penny (Three Pines-Serie, einige von mir hier rezensiert). HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter