Bei Sturm am Meer
Autor | Philipp Blom |
Verlag | Zsolnay |
ISBN | 978-3-552-05793-7 |
„Von zerplatzten Träumen und lebenslangen Lügen“ erzählt der Vater seinem Sohn …
Wenn das Leben sich ändert…
… etwa wenn eine Vor-Generation diese Welt verlässt und „die mittlere“ sich Gedanken macht, kann dies geschehen: „Ein Hotelzimmer in Amsterdam: Ben wartet auf die Urne mit der Asche seiner Mutter Marlene. In einem Brief an seinen vierjährigen Sohn versucht er zu erklären, wie es dazu kam, dass sich sein Leben plötzlich verändert hat. Vor vierzig Jahren erfuhr Ben, dass sein eigener Vater entführt und ermordet wurde, im kolumbianischen Rebellengebiet, wo er im Auftrag eines deutschen Magazins unterwegs war. Danach änderte sich für Bens Mutter alles. Doch erst nach Marlenes Tod erkennt Ben, in welchem Ausmaß seine Mutter sich in Lebenslügen verstrickt hatte und dass die Geschichte seiner Familie eine große Illusion ist.“ Und schon ist nichts mehr so, wie es mal war: klingt platt, trifft jedoch… Wie der Vater, so der Sohn? Alles Weitere bitte selbst er-lesen … Sonst gibt´s Spoiler …
Ist das denn komisch?
Gefallen hat mir, wie der Text schon mal mit anderen Genres spielt, konkret: Comics. Die ja nur bedingt „komisch“ sind (die Funnies ja, doch andere?!). Und deren Vielfalt schlicht in diesem Absatz deutlich wird (S. 150): „Vor einem Comicgeschäft fühlte er auf einmal wieder Saschas Spiderman in seiner Jackentasche. Im Schaufenster stand eine große Figur von Tintin … und Struppi, der klein daneben stand und zu ihm aufsah. Davor waren Hefte ausgelegt …“, gleich einen Bezug zu Ben herstellend quasi. Wobei er tatsächlich in diesem „Bericht“ zwischen Wünschen und Wollen (= wirklich tun) schwankt, siehe diese Direkt-Ansprache an seinen Sohn S. 216: „Du hast mir etwas beigebracht. Wenn ich mit dir spiele, bin ich erschrocken davon, wie du mich imitierst … Und doch bist es immer du…“. Und dann der Bezug zum Titel des Romans: „Ich habe die Wucht und den Rhythmus der Brandung schon Jahre nicht mehr gespürt. Als du geboren wurdest, fühlte ich diesen Wellenschlag zum letzten Mal …“.Wohin also führt ihn sein Weg tatsächlich? Macht nachdenklich, bietet vielerlei Gedankenanstöße. HPR