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Betriebswirtschaftsleere

Autor Axel Gloger
Verlag FAZ-Buch
ISBN 978-3-95601-152-8

„Wem nützt BWL noch?“ fragt der Autor provokativ – und deutet damit bereits im Untertitel an, dass die Antwort „niemand“ sei. Es sei denn BWL ändere sich – und fülle die (in seinen Augen) entstandene Leere …
Kritik an der reinen BWL
BWL in jetziger Form sei veraltet und praxisfern, so die These. Ganz im Gegensatz zum (noch bestehenden?) Image: „BWL – das ist wie ein Zauberwort. Öffnet die Türen zu Konzernen, gilt als Eintrittskarte zur Karriere, garantiert ein ordentliches Gehalt. Angeblich. Deshalb werden sich auch 2016 wieder 40.000 junge Menschen an den Unis für Betriebswirtschaftslehre einschreiben, mehr als je zuvor. Doch sie rennen in eine Sackgasse. Denn der Lack ist ab bei der BWL. Das Fach lehrt veraltetes Denken, ist zu einseitig, zu theoretisch. Mehr noch: BWL ist zum Problem geworden. Ihre Maximen vom schnellen Vorteil und der Jagd nach Effizienz haben uns in die Finanzkrise getrieben.“ Mit klarer Konsequenz:
Das Image hat sich gewandelt
Denn jetzt heißt es eher schon „BWL, nein Danke! Das ist auch aus der Wirtschaft zu hören. Erfolgreiche Firmen werden heute oft von Ingenieuren, Physikern oder Studienabbrechern geführt. Bei den mittelständischen Champions, für die Deutschland in aller Welt bewundert wird, hat mancher Firmenchef noch nie nach BWL-Lehrbuch gearbeitet – und ist gerade deshalb erfolgreich. Top-Manager schimpfen inzwischen über den Fluch der BWLisierung. Und selbst Professoren kommen ins Grübeln: Bietet die BWL am Schluss womöglich nur Betriebswirtschaftsleere?“
Angesagt ist Änderung
Auch Verbände wie der bdvb (Bundesverband der Volks- und Betriebswirte) bekommt das zu spüren: Seit mehreren Jahren schon gehen die Mitgliederzahlen merklich zurück, das Engagement der Studierenden über striktes Studieren hinaus (Bologna!) zeigt gebremsten Schaum. Deshalb ist klar, dass der Status quo für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht zukunftsfähig ist. Doch statt nur zu kritisieren, macht sich der Autor auch Gedanken, wie eine Reform des „Alibifachs“ BWL aussehen könnte: „Das lernen, was 2036 immer noch wertvoll sein wird“ (S. 176ff.), siehe „Führt endlich das Erfahrungslernen ein!“. Klar, dass dieses Buch im „BWL-Verlag“ der FAZ erscheinen musste! HPR

Hanspeter Reiter