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Blut in den Bayous

Autor James Lee Burke
Verlag Pendragon
ISBN 978-3-86532-563-1

„Ein Dave-Robicheaux-Krimi, Band 2“ sagt gleich klar und deutlich: Serie! Und zwar eine, die auf mindestens 20 Romane anwachsen wird – so viele sind original erschienen, so viele will der Verlag auch auf Deutsch heraus bringen, und zwar durchaus durcheinander, interessantes Konzept: Neben 1+2 sind die Bände 7 und 16 bereits erschienen bzw. im Erscheinen, rund um diesen machohaften, extrem männlichen und dennoch Liebe heischenden Ex-Cop. Dabei bringt er dauernd seine Familie in Gefahr, die zunächst nur aus einer zweiten Frau besteht, jedoch überraschend erweitert wird …
Die Story:
„Nach seinem Abschied von der Mordkommission in New Orleans hat sich Dave Robicheaux in das Mississippi-Delta zurückgezogen und einen Bootsverleih [Anm.: mit einem Laden für Fischköder, das ist durchaus wichtig!] eröffnet. Eines Tages stürzt ein Flugzeug vor seinen Augen in die Bayous. In letzter Sekunde kann er ein kleines Mädchen retten, für die anderen kommt jede Hilfe zu spät. An Bord waren Flüchtlinge aus El Salvador, die dem Bürgerkrieg und der Bandenkriminalität ihrer Heimat entkommen wollten. Als die Behörden eine falsche Opferzahl veröffentlichen und Robicheaux unter Druck setzen, ist für ihn klar, dass an der Sache etwas faul ist. Was will die Polizei hier vertuschen? Robicheaux ermittelt auf eigene Faust und sticht dabei in ein Wespennest.“ Und wird gestochen, naturgemäß. Doch nicht nur er, und darin liegt die ganze Tragik dieses Thrillers …
Die Figur
…des Protagonisten erschließt sich dem Leser durch die Story, Gedankenwelt inklusive. Und wird in diesem Roman exzellent charakterisiert von einem der diversen Partner der Cop-Welt, die er liebend gern vor den Kopf stößt – und die ihn trotzdem unterstützen (S. 415): „Wissen Sie, was Ihr Problem ist? Sie sind zwei Personen, die in derselben Hülle stecken. Sie wollen ein moralischer Mensch in einem unmoralischen Geschäft bleiben. Gleichzeitig wollen Sie genau wie wir auch, dass denen die Scheiße um die Ohren fliegt. Jedes Mal, wenn ich mit Ihnen rede, weiß ich nie, welcher der zwei Schachtelmännchen gerade aus dem Kasten kommt.“ Wumm! Darüber zu reflektieren, vermeidet ein Mann wie Dave natürlich … Doch erweist er sich immer wieder als hin und her gerissen zwischen – hmm, Schuld und Sühne?!
Der Autor
…ist spät entdeckt, gilt als ganz Großer fürs Schildern von Land und Leuten – und ist auch schon seit 20 Jahren verfilmt, allerdings wenig ruhmreich, wie Alf Mayer findet, der ein ausführliches Nachwort beisteuert: Dieses sowie eine absolut informationsreiche beiliegende Broschüre machen starken Appetit auf weitere Krimis der Reihe. Und zeigt Anklänge etwa Richtung Hemingway, wenn auch in einem durchaus differenten Genre. HPR

Hanspeter Reiter