Boten des Wandels

„Den Störchen auf der Spur“ verdeutlicht im Untertitel, worum es geht – und „Wenn die Störche klappern“ via Rückseiten-Headline erst recht…

Alles Störche oder was?
Muss schon sagen, was alles ich nun über das Verhalten „des Storchs“ gelernt habe, auf höchst unterhaltsame Weise – sagenhaft! Bis hin zum besonderen Mythos auch in einigen Regionen Afrikas rund ums Kinderkriegen, was ihn dort davor schützt, bejagt zu werden (in anderen allerdings weniger)… „Der Storchexperte und Biologe Holger Schulz gibt in seinem Buch Einblick in seine Feldforschung, die wahrhaftig ein Abenteuer ist. Über 30 Jahre hat Schulz die Störche begleitet. Tausende von Kilometern legen sie jedes Jahr zurück: Wenn die Zugvögel im Spätsommer ihre europäischen Brutgebiete in Richtung Afrika verlassen, begeben sie sich auf eine riskante Reise. Welche Gefahren ihnen drohen, welche Hindernisse sie bewältigen müssen und wie unsere Zivilisation ihr Leben beeinflusst – dies und vieles andere hat der Biologe und Storchenexperte Holger Schulz erforscht. Ob im Storchendorf Bergenhusen oder auf wagemutigen Expeditionen fernab jeder Straße: In vielen Winkeln der Erde erkundete er die Lebenswelt der Weißstörche, um mehr über sie herauszufinden und ihr Verhalten zu studieren.“ Der Autor erzählt Geschichten, die seine Leser mit auf die Reisen nehmen, den Storch erlebbar machen …

Storchen-Details
… gib es hier mehr als genug zu er-lesen – ein paar seien heraus gegriffen: Körpereigene Klimaanlage: Beinkoten (S. 50ff.). Vielfalt der Ernährung, je nach Angebot, etwa: Schmetterlings-Raupen auf Luzerne (S. 86ff.) – oder auch Riesen-Heuschrecken: Ein Grund mehr für diverse afrikanische Völker, die Störche herzlich zu begrüßen… Kämpfe ums Nest – und der Gewinner wird auch (neuer) Partner der Störchin = die sind weniger monogam als gedacht (S. 105ff.). Auseinandersetzungen im starken Kernland des Storchen-Schutzes Schweiz um die Strategie: Besser Storchen-Populationen züchten – oder doch Ansiedeln unterstützen (eben das!), siehe z.B. S. 150f. (Kontroverse Storchenschutz). Vielfältige Einflüsse aufs (Über-)Leben von Störchen grafisch aufbereitet S. 161. Und auch das: „Mülldeponien als neue Winterquartiere der Störche?“, in Spanien nämlich (S. 192ff.) – menschliche „Zivilisation“ halt… Und vielerlei mehr Wissenswertes, etwa rund um die Gefahren auf dem Storchenzug, ob östlich oder westlich, mit möglichst geringen Strecken übers Wasser – doch immer gefährdet durch Stromleitungen… Und es gebe nach wie vor viel zu tun, so der Tenor des Autors: „Die Forschung geht weiter“ abschließend S. 265ff. Höchst lesenswert – bei mir übrigens getriggert dadurch, dass in meinem derzeitigen Wohnort Dorfen regelmäßig ein Paar brütet. Und bei der Rückkehr im Frühjahr 2019 wir mindestens ein Dutzend gezählt hatten, vorüber gehend („fliegend“) jedenfalls…

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Hanspeter Reiter