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Carvalho und der einsame Manager

Autor Manuel Vázquez Montalbán
Verlag Wagenbach
ISBN 978-3-803-12701-3

„Ein Kriminalroman aus Barcelona“ scheint Lokalkrimi anzudeuten – und in gewissem Sinne stimmt das auch: Hier wird Aufarbeiten der Geschichte Spaniens unter Franco in der Person von Carvalho geboten, der zugleich Gourmet ist, bei aller sozialkritischer persönlicher Geschichte. Naturgemäß verfügt er über Kontakte in beiderlei Milieus, im Idealfall: kombiniert. Seine Vergangenheit hat er hinter sich gelassen, so scheint es, doch holt sie ihn immer wieder ein, seien es auch die „amerikanischen Freunde“. Um Korruption geht es, wenn er den Geschehnissen rund um den ermordeten Manager eines internationalen Konzerns nachgeht, der offenbar „etwas“ auf die Schliche gekommen ist. Wenn auch der Eindruck entsteht, es habe sich um eine Beziehungstat gehandelt … Und wieso ist ein anderer (Ex-)Manager und ? Freund des Ermordeten plötzlich verschwunden, was steckt da wieder dahinter? „Doch je intensiver C. nachforscht, desto mehr Gegenwind bekommt er aus höchsten Kreisen in Politik und Wirtschaft zu spüren: Die haben anscheinend etwas zu verbergen.“ Und C. ist nun mal ein Gerechtigkeits-Fanatiker – das bringt ihn in heftige Schwierigkeiten. Spannend und zugleich (fast dokumentarisch) informativ. – Weitere Krimis rund um den schlemmenden Privatdetektiv sind verfügbar, u.a. „C. und die Meere des Südens“. Auch dort geht es wieder um ein und das selbe: Leidenschaft einerseits, sei es das Essen, sei es der Sex – Melancholie andererseits, seien es Erinnerungen, sei es die Flucht aus dem Alltag, die hier allerdings in der Katastrophe endet. Und dennoch dermaßen banal, in einem Wust von Korruption wie auch Schichten überschreitender, ehrlicher Leidenschaft – oder gar: Liebe? Dieses Aussteigen, scheinbar in die Südsee, eines Top-Managers und Unternehmers, das würde heute wohl das Etikett „Burnout“ bekommen. Wieviel ehrlicher ist dieses südländische, hispanische Epos rund um den (? Salon-)Linken Carvalho und seinen „Kumpels“, die ihm so treu „ergeben“ sind wie er Ihnen … HPR

Hanspeter Reiter