Chéri

Ein weitere Perle der Literatur, dieses Mal von der „französischen Meisterin der intimen Gefühle“, als damals zeitgemäß andeutender erotischer Roman mit annähernd 200 Seiten Umfang. Dazu gehört der obligatorische Blick aufs Original und dessen Buch-Ausstattung (S. 188 ff.) plus das hinführende Vorwort „Colette – frivol und hoch geehrt…“ – und S. 185ff. ein Nachwort, beide von Charlotte Ueckert.

A bissal erotisch
…kommt diese Prosa also daher, das damalige „Bild der Frau“ durchaus gesellschaftlich be- und ausleuchtend! Ja, „Colettes bekanntester Roman „Chéri“, der 1920 veröffentlicht wurde, handelt von der alternden Halbweltdame Léa, die sich in den Sohn einer Freundin verliebt. Sie beginnt eine Liebesbeziehung mit dem nicht einmal halb so alten Chéri. Und das Verhältnis geht gut, bis Chéris Mutter beschließt, ihn zu verheiraten. In einem poetisch-erotischen Stil beschreibt Colette die gegenseitige Zuneigung des Paars in seiner luxuriösen Umgebung – die Abhängigkeit des jungen Mannes von der älteren Frau, die sich stolz gegen das Altwerden wehrt und am Ende doch ihren Frieden damit schließt.“ Die Erzähl-Perspektive wechselt mit Fokus auf Léa, Chéri und weiteren, wobei klar ist: Léa ist´s, um die sich alles dreht. Das muss dann schließlich auch Fred begreifen, zwischendurch gar von seiner (noch recht frisch angetrauten) Ehefrau Edmee Chéri genannt…

Buch und Text
Schade, dass ausgerechnet die Haupt-Figur mit Büchern wenig anfangen kann , siehe S. 151: „…und wählte ohne große Erwartung einen Kriminalroman aus einem Regal in einem dunklen Nebenzimmer. Sie hatte …es sich nie abgewöhnt, ihre Bücher in die hintersten Winkel der Schränke zu verbannen…“, denn „sie hatte keine Sinn für Bucheinbände“, hmm… Übrigens neu übersetzt von Ulrike Lemke, als gelungene Balance von damaligem Roman-Erzählen, sanft modernisiert und so auch aus heutigem Empfinden angenehm zu lesen. Auch als Starter in die Reihe gut geeignet, Appetit auf mehr zu erzeugen, mit inzwischen bereits 30 sorgsam ausgewählten wie fein gestalteten lieferbaren Bände – und weiter wachsend … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter