Coaching, Beratung und Gehirn

„Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungskonzepte“ verspricht das Autoren-Duo, Hirnforscher und Coach als interessante Paar-Konstellation:
Das wird geboten – Modelle
Tatsächlich präsentieren die beiden weitest gehend alle in der Praxis genutzten Konzepte, Modelle und Methoden und diskutieren sie mit Bezug auf den Einsatz im Coaching. Beratung wird im Grunde anfangs gestreift, bei der Präsentation von Definitionen – mit Coaching als einer besonderen Form davon. Abgegrenzt gegenüber Psychotherapie & Co.: Therapeutisch werde ein Coach eben nicht aktiv:
Inhalte en detail
„Das Buch beleuchtet das Thema Coaching aus neurobiologischer sowie psychologischer Perspektive und bietet fundierte Grundlagen für eine wirksame Beratungspraxis. Es erläutert Faktoren, welche die Entwicklung und Veränderbarkeit von Persönlichkeit sowie Erlebens- und Verhaltensweisen bedingen, und vermittelt ein tiefgreifendes Verständnis verschiedener Interventionsansätze und ihrer Wirkungsweise. Die wichtigste Aufgabe eines Coaches ist es, den Klienten dabei zu unterstützen, einschränkende Erlebens- und Verhaltensmuster zu erweitern. Die Autoren schildern, mit welchen neurowissenschaftlich fundierten Methoden dies in der beratenden Praxis gelingen kann. Das Buch wirft einen differenzierten Blick auf verschiedene Veränderungsebenen und -strategien sowie auf die Wirksamkeit von Coaching-Interventionen. Ein neurowissenschaftliches Standardwerk für qualitativ hochwertige Beratung.“
Neuro angewandt
Wobei je nach Modell die Hinweise auf Neuro-Geschehen mehr oder weniger breit und tief kommen, abhängig auch vom jeweiligen wissenschaftlichen Hintergrund. Es entsteht ein umfassender Rundumschlag für Anwender jeglicher Couleur, weil überraschend viele grundlegende Vorgehensweisen diskutiert sind. Übrigens jene, die lt. Studien in der Coaching-Praxis die meist angewandten sind. Kritische Zusammenfassungen zum Schluss der Kapitel ermöglichen dem Leser jeweils den Blick auf „Was bedeutet das …“ für Coaching etc., d.h. eine Leitlinie für die eigene Reflexion – oder auch ein Vorab-Urteil über Sinn und Zweck, sich mit dem jeweiligen Modell zu befassen.
Neuro konkret
Neuro kommt vor allem hier ins Spiel: „Das menschliche Gehirn und seine Funktionen“ (S. 83ff.), „Persönlichkeit, Psyche und Gehirn“ (S. 116ff.), „Lernen und Gedächtnis“ (S. 155ff.), „Motivation und Veränderbarkeit“ (S. 201ff., u.a. zum Limbischen System). Bezüge von Modellen und Wissenschaftlern sind erschlossen und erschließen sich dem Leser auch durch grafische Darstellung sowie eine Vielzahl hilfreicher Übersichts-Tabellen. Absolut empfehlenswert! – Weitere Aspekte zu diesem weiten Feld werden in einem „Handbuch Praktische Anwendung von Erkenntnissen der Neurowissenschaften in der Weiterbildung“ erschließen (Arbeitstitel), dessen Erscheinen bei beltz 2017 geplant ist – u.a. mit Gerhard Roth als Autor. HPR

Hanspeter Reiter