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Commissaire Le Floch und das Phantom der Rue Royale

Autor Jean-Francois Parot
Verlag Blessing
ISBN 978-3-896-67625-2

„Der dritte Roman in der Commissaire-Le-Floch-Reihe“ greift ein wenig Augen zwinkernd den Klassiker „Phantom der Oper“ auf, der ja auch in Paris spielt. Damit zu tun hat die Story allerdings rein gar nichts …

Politik und Korruption
Dass diese auch im 18. Jahrhundert Thema ist, welch Wunder?! Im Vorfeld einer grandiosen Feier jedenfalls wird die Polizei von anderen Kräften ausgetanzt. Mit katastrophalen Folgen „erfolgreicher“ Desorganisation jener, die schlicht an sich selbst denken statt an die Menschenmassen in engen Straßen: „Paris 1770: Mit einem großen Feuerwerk lässt König Ludwig XV. die bevorstehende Hochzeit des Thronfolgers mit der österreichischen Prinzessin Marie-Antoinette feiern. Als einige Feuerkörper fehlgeleitet werden, bricht Panik auf der Place Louis XV. aus. Dutzende von Menschen werden zu Tode getrampelt. Commissaire Nicolas Le Floch stößt auf eine Leiche, die am Hals auffällige Spuren aufweist und in der erstarrten Hand eine Perle aus Obsidian hält: Diese Frau ist offensichtlich mit einem Strick ermordet worden.“ Und die offensichtlich unter den anderen Toten versteckt werden sollte.

Kolonie und Familientragödien
Nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Kriminalaufklärung wird LeFloch nun auch mit der Kolonialgeschichte Frankreichs konfrontiert: „Es handelt sich um die hübsche 19-jährige Élodie Galaine, Mitglied einer Pelzhändlerfamilie, die erst vor Kurzem wieder aus Quebec zurückgekehrt ist. Eine genauere Untersuchung des Leichnams ergibt, dass sie schwanger gewesen sein muss und vermutlich erst kurz vor ihrem Tod entbunden hat. Élodies Familie wirkt seltsam unbeührt vom Tod der Nichte, scheint sich aber auf Naganda, einen Indianer aus Quebec, der Élodies Diener war und jetzt wie vom Erdboden verschwunden ist, als Hauptverdächtigen zu einigen.“ Wie spielen die Verwandtschafts-Verhältnisse rein, Erbe der zurück gekehrten Tochter und Treuhandschaft durch ihren Onkel, der dem Bankrott nahe ist? Und was ist mit dessen Frau? LeFloch kommt nach und nach Geschehen auf die Spur, das schon ziemlich haarsträubend ist: Spannend konstruiert, lebhaft erzählt. Auch die Kirche kommt in Spiel, bis hin zum Exorzismus einer scheinbar vom Teufel besessenen Magd… Der Autor verknüpft erneut historische Persönlichkeiten mit weiteren erfundenen. Zurecht finden kann Leser sich u.a. via dem Verzeichnis der Personen (S. 413ff.). – Wie gewohnt mit Anklängen an den Schreibstil damaliger Zeit: So wird Leser mitgezogen, fein! HPR

Hanspeter Reiter