Cyberpsychologie: Leben im Netz
Autor | Catarina Katzer |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-26092-3 |
Die Autorin stellt eine viel diskutierte und wichtige Frage: Die Frage nach der Art und Weise, wie die Nutzung des Mediums Internet bzw. das Wechseln zwischen off- und online-Welten den Einzelnen beeinflusst, insbesondere die Smartphone-Nutzung, das Leben in sozialen Netzwerken sowie das Eintauchen in die Welt des Gamings und des Quanitfied Self. Catarina Katzer führt Korrelationen und (gewagte) Kausalattributionen an, die sie bezieht auf die Persönlichkeit und deren Verhalten, Facetten des Zusammenlebens, auf Regelkonformität und Kriminalität on- und offline. Wer noch völlig unvertraut mit dieser Fragestellung ist, wird die Ausführungen durchaus mit Aha-Erlebnissen, mit Gewinn und Nahrung zum Be- und Nachdenken finden, ebenso Ansatzpunkte für weitere Recherche nach Literatur zum Vertiefen spezieller Fragerichtungen. Dieser Leser sollte allerdings nicht leicht irritierbar sein und die inflationären Einschübe, die mit „allerdings“ eingeleitet werden, sowie vermeintliche Schlussfolgerungen, die meist mit den Worten „eines ist klar“ gekennzeichnet sind, lediglich als Zeichen dafür lesen, dass an einer beobachteten Wirkung verschiedene und zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen, die es erschweren, eindeutige Aussagen zu machen. Wer vertrauter mit der Fragestellung ist, wird auf viel populär Bekanntes stoßen und nur bei einigen Nebensätzen aufmerken und sich notieren, diesbezüglich nach qualifizierter Literatur Ausschau zu halten. Das Buch hätte vermutlich bei einem sorgfältigeren Lektorat sehr gewonnen. Davon sind nicht nur Interpunktion und falsche bzw. fehlende Quellenangaben und ein (gemessen an genannter Literatur) unvollständiges Literaturverzeichnis betroffen, sondern auch gedankliche Stringenz und kompetentes Referieren von Forschungsergebnissen. Den Vorzug genießt ein assoziatives Verfahren, das beim Lesen streckenweise den Eindruck vermittelt, die Autorin habe es eilig, formuliert ihre spontanen Einfälle und lege auf gedankliche Verarbeitung und Einordnung weniger Wert als auf das Nennen von Quellen, auf die sie sich bezieht. Neben logischen Fehlern, übersimplifizierter Wiedergabe von Forschungserkenntnissen (etwa neurophysiologische und –psychologische) finden sich Wiederholungen einfacher Sachverhalte, mehrheitsfähige Meinungsäußerungen sowie Ausführungen, die (bezogen auf die Überschrift) offenkundig anderen Kapiteln zuzuordnen sind. Die benutzte Sprache ist einfach, häufig wertend, weist wenige Formulierungsvarianten, zahlreiche Imperative auf. Die Autorin orientiert sich eher an gesprochener „lockerer“ als schriftlicher Sprache, worunter die Präzision erheblich leidet. Dazu mag auch das einnehmende „Wir“ beitragen, das die Ausführungen dominiert und somit empirische Differenzierungen gar nicht oder zu wenig berücksichtigt. Wer also eher im Plauderton einen „Scan“ über Vorteile und Nachteile, über Chancen und Risiken, über das „Gute und Böse“ im Netz unterhalten werden möchte, wird das Buch gern lesen.