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Dark Matter – Der Zeitenläufer

Autor Blake Crough
Verlag Goldmann
ISBN 978-3-442-20512-7

„Für alle, die sich fragen, wie ihr Leben am Ende des nicht eingeschlagenen Wegs aussehen könnte“ als Widmung bietet eine klare Botschaft: Lass die anregen, ein wenig über dich selbst nachzudenken. Mit der nötigen Distanz, hier eines SciFi-Romans …

Träumen vom anderen Leben
Dass es darum geht, sich nach einem Leben zu sehnen, das ein anderes ist als das eigene, wird schon bald klar: „„Bist du glücklich?“ Das sind die letzten Worte, die Jason Dessen hört, bevor ihn ein maskierter Mann niederschlägt. Als er wieder zu sich kommt, begrüßt ihn ein Fremder mit den Worten: „Willkommen zurück, alter Freund.“ Denn Jason ist in der Tat zurückgekehrt – doch nicht in sein eigenes Leben, sondern in eines, das es hätte sein können. Und in diesem Leben hat er seine Frau nie geheiratet, sein Sohn wurde nie geboren. Und Jason ist kein einfacher College-Professor, sondern ein gefeierter Wissenschaftler. Doch ist diese Welt real? Oder ist es die vergangene Welt? Wer ist sein geheimnisvoller Entführer? Und vor die Wahl gestellt – was will er wirklich vom Leben: Familie oder Karriere? Auf der Suche nach einer Antwort begibt Jason sich auf eine ebenso gefährliche wie atemberaubende Reise durch Zeit und Raum. Eine Reise, die ihn am Ende auch mit den dunklen Abgründen seiner eigenen Seele konfrontieren wird …“. Und zu einem Ende führt, das kaum vorstellbar ist – und doch so logisch.

Dokufiktion?
Jedenfalls im Ablauf der Handlung, die immer wieder wissenschaftliche Erklärungen aufpoppen lässt, gut nachvollziehbar (z.B. S. 190f., u.a. zur Wellenfunktion). So ist auch glaubhaft, dass im Finale auch Daniela und Charlie (= Ehefrau und Sohn von Jason) rasch verstehen, was er ihnen nachbringen will. Wobei die ja schon viel von Quanten & Co. von ihm gehört haben, über die Jahre. Schrödingers Katze ist der Ausgangspunkt für die Idee, die natürlich Fiktion ist, doch nahe genug an denkbarer Wirklichkeit … Hier übrigens gibt´s ein wenig mehr zu Schrödinger und „seiner“ Katze: https://www.leifiphysik.de/atomphysik/quantenmech-atommodell/versuche/schroedingers-katze-ein-gedankenexperiment.

Autor & Story
Ein ausführliches Interview mit dem Autor bringt dem Leser dessen Gedankenwelt näher: „Ich bin glücklich, der zu sein, der ich bin“, wie übrigens auch der Protagonist der Geschichte. Blake Crouch erzählt darin auch von seiner „Faszination von Parallelwelten“ (S. 412ff.).

Drumherum
Hmm, warum lautet der deutsche Titel eigentlich „Der Zeitenläufer“? Das ist kein Spoiler, wenn ich überlege, dass Jason keineswegs durch die Zeit reist („läuft“), vielmehr durch Parallel-Universen … Original heißt der Thriller übrigens „Black Matter“, was auch komisch ist: Gemeint ist die „dunkle Materie“ im Weltall, die wohl ein Zigfaches der „normalen Materie“ ausmacht, also Sonnen, Planeten, Gase – und die Bewohner à la Mensch. Und die heißt im Englischen – „Dark Matter“. [Evt. konnte die Original-Ausgabe nicht mit „Dark Matter“ betitelt werden, weil es eine kanadische TV-Serie „Black Matter“ gibt, völlig andere Handlung …] Insofern ist die deutsche Ausgabe bestens auf der Höhe der Zeit. Übrigens auch mit einem tollen Cover, viel schwarz, geprägt. Wie das hergestellt wurde, darüber gibt es sogar einen Clip auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=AFG6nN2Hb_E. Sehenswert! Und das Buch – höchst lesenswert … HPR

Hanspeter Reiter