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Das herbstrote Blatt

Autor Werner Siegert
Verlag Shaker Media
ISBN 978-3-86858-867-5

Vereinsamte Mittfünfzigerin sucht das Leben? Doch das kommt einfach auf sie zu, in Person diverser Männer und Frauen, die sie plötzlich – vereinnahmen. Hin- und hergerissen ist Katharina zwischen höchst unterschiedlichen Typen Mann und Frau – und lernt dabei, neu zu leben. Allerdings dauert es letztlich die komplette Buchlänge, bis sie ihren Weg findet, zu sich selbst: Statt „Wurst oder Käse“ (nicht Fisch, nicht Fleisch?) schließlich „Wurst und  Käse“ … In diesem Buch geht es zwar (auch) um Erotik, doch im Grunde um viel mehr, Tieferes: Verlustängste, loslassen können, Bestandsaufnahme eines Lebens, das dann wieder neu beginnt. Obwohl – wirklich „neu“? Werner Siegert – übrigens Urgestein von GABAL und Ehrenmitglied, Fach- und Sach-Autor – versucht sich auf seine eigenen „alten Tage“ im neuen Genre „Belletristik“. In seinem höchst gelungenen Debüt betreibt er mit seiner Hauptperson eine Art Biografie-Arbeit: So ist die Geschichte (eigentlich sind es viele Geschichten, in einander verwoben …) ausschließlich aus der Ich-Perspektive der Katharina (von) Bernette erzählt, lässt den Leser ihre Irrungen und (Ver)Wirrungen, Gedanken und Handeln, Tun und Lassen mit erleben. Wenn diese Hauptperson auch aus absoluter Luxus-Perspektive neu startet (Fabrikanten-Witwe, selbst aus begütertem wie behütetem Hause), können Geschehnisse dieser „x-ten Art“ durchaus aus Ottilie Normalbürgerin treffen: Ein Leben in Rückschau, mit der Tendenz, endlich nach vorne zu … gehen. Wieder-Begegnungen nach vielen Jahrzehnten schaffen ihr eine neue Perspektive auf frühere Zeiten, oft durchaus überraschend – wer kennt das nicht? Wenn ich daran denke, welche interessanten Erinnerungen an „früher“ Schulkameraden kürzlich bei unserem von mir organisierten 40-jährigen Abitur-Jubiläum einbrachten … Und „das herbstrote Blatt“? Es ist das Symbol ihrer „Wiedergeburt“, eng verwoben mit einem der diversen Mann-Typen, die ihr begegnen – zugleich eine Art Amulett. Es begleitet Katharina konkret wie als Metapher – und damit auch den Leser. Bis … Nee, das muss Leser sich selbst er-lesen ;-) … – HPR

Hanspeter Reiter