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Das ist bei uns nicht möglich

Autor Sinclair Lewis
Verlag Aufbau
ISBN 978-3-351-03696-6

Visionärer Weitblick eines Literatur-Nobelpreisträgers? Wer weiß – jedenfalls hat der Verlag gut erkannt, dass eine Neuauflage leider zur allzu gut in die Zeit passt …

Ein Populist wird US-Präsident
Na, da fühlt Leser sich doch gleich an Zeigenössisches erinnert – ein Dejavu: „Sinclair Lewis’ Roman aus dem Jahr 1935 führt einen Antihelden vor, der mit seinen Hetzreden die Begeisterung unzufriedener Wähler entfacht. Durch seine Lügen und eine Rhetorik des Populismus und der Ressentiments wird er Präsident der Vereinigten Staaten. Das klingt vertraut? 1935 in den USA ein aufsehenerregender Bestseller, heute wieder eine Sensation und aktuell wie selten zuvor. In der [Original-]Übersetzung [aus dem Jahr 1937] des bekannten Exilautors und Kleist-Preis-Trägers Hans Meisel – mit einem Nachwort von Jan Brandt.“ Auch das lesenswert …

Der Hintergrund zur Story
„Sinclair Lewis wusste durch seine Frau Dorothy Thompson, Auslandskorrespondentin in Berlin, über den Aufstieg der Nazis Bescheid. In den USA beobachtete er, wie die Populisten nach Wirtschaftskrise und Sozialreformen des New Deal immer weiter an Einfluss gewannen. Der radikale Senator Huey Long versuchte Präsident Roosevelt aus dem Amt zu drängen, bevor Long 1935 einem Attentat zum Opfer fiel. Lewis diente er als Vorbild für den fanatischen Verführer Buzz Windrip in seinem Roman.“ Das Offensichtliche war im Grunde kaum zu übersehen – und musste nur fortgeschrieben werden. Die USA kam dann drum herum, doch in Deutschland wurde vieles Wirklichkeit …

Der Inhalt, kurz & knapp
Donald Trump … sorry: „Buzz Windrip, für seine Gegner ein „ungebildeter Lügner mit idiotischer Weltanschauung“ und ein gefährlicher Populist, will Präsidentschaftskandidat werden. Er gibt vor, sich für die kleinen Leute einzusetzen, und verspricht, „aus Amerika wieder ein stolzes Land zu machen“. Trotz völlig unglaubwürdiger Versprechen laufen ihm die Wähler zu, und er zieht ins Weiße Haus ein. Sogleich regiert er wie ein absolutistischer Herrscher, beschneidet die Freiheiten der Minderheiten, legt sich mit Mexiko an und lässt seine Kritiker rabiat verfolgen. Einer davon ist der liberale Zeitungsherausgeber Doremus Jessup, der sich nicht mundtot machen lassen will.“ Und wie arg visionärdie Geschichte war, zeigt auch dies: Lewis beschrieb schon 1935 den Einmarsch in Polen 1939, den er quasi „voraus gesehen“ hat: Im Roman USA in Mexico … Schon heftig, umso lesenswerter!

Noch mehr davon?
Tatsächlich hat der Übersetzer Hans Meisel seinerzeit selbst bereits 1927 die Diktatur beschworen, in „Torstenson – die Entstehung einer Diktatur“, wieder aufgelegt im S. Fischer Verlag 1972. Honni soi … wer dabei an Namen denkt wie Trump – Putin – Erdogan … HPR

Hanspeter Reiter