Das Kind, das nicht fragte

Ein schweigsamer Junge aus Köln, der auf dem Umweg über die Ethnologie dann doch noch anfängt, aus sich heraus zu gehen:
Die Geschichte zusammen gefasst
„Benjamin Merz, Ethnologe und jüngstes Kind einer Familie mit fünf Söhnen, überwindet seine Hemmungen und entwickelt ungewohnte Fähigkeiten darin, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Während einer Forschungsreise auf Sizilien beginnen die Frauen des Städtchens Mandlica diese Fähigkeit zu entdecken und zu schätzen. Nach dem Roman »Die große Liebe« und »Die Erfindung des Lebens« hat Hanns-Josef Ortheil einen weiteren hellen und lichten Roman über das Leben im Süden Italiens und die Nähe, die dieser magische Raum zwischen Menschen ermöglicht, geschrieben.“
Der Protagonist
Beniamino, wie ihn die Dörfler italienisch-sizilianisch nennen, wird erwachsen, so scheint es, weil er schließlich selbst schafft, was er bei anderen erzeugt, durch seine introvertiert-zurückhaltende Art: Vertrauen. War er vorher sehr in sich gekehrt, öffnet er sich nach und nach. Er entwickelt Visionen, indem er sein Ahnen (er gäbe einen exzellente Profiler ab, scheint es) durch extravertiertes Hochstapeln ergänzt – und überrascht feststellt, dass er damit Bedürfnisse diverser Bewohner bedient. All das via Fragen: Das ist es, was diesen Roman gerade für Trainer, Coaches und Berater interessant macht – und auch für Vertriebler: Zuhören, fragen, die Menschen öffnen. Und schließlich Aussagen folgen lassen: Er überwindet seine Traumata aus Kindheits-Tagen und findet neuen Kontakt zu seinen seinerzeit übergriffigen deutlich älteren Brüdern. Und damit sein Glück wie auch Erfolg auf Sizilien.
Selbstbezug?
Ich selbst fühlte mich in Studienzeiten zurück versetzt, gab es doch einige KommilitonInnen, die entweder Ethnologie im Nebenfach – oder im Hauptfach (mit Nebenfach Finnougristik) studierten. Einen solchen Zugang wie über diesen Roman habe ich damals allerdings verfehlt: Geradezu Werbung für dieses leider gar zu exotische Fach ist die Story … In weiten Passagen mit Frage-Strukturen, die modellhaft übertragbar sind: Leser lasse sich (ver)leiten … HPR

Hanspeter Reiter