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Das Kursbuch 182

Autor Nassehi/Felixberger
Verlag Murmann
ISBN 978-3-86774-424-9

„Das Kursbuch. Wozu? 50 Jahre Jubiläumsedition“ liegt vor, exzellent ediert vom Hg.-Duo, das – in Person Armin Nassehis – auch zum Inhalt direkt beitragen darf („Mehr Kritik bitte! Aber welche?“ S. 40ff., sorgsam aufarbeitend und zur Diskussion auffordernd, „Kritische Theorie“ Adornos inkl.) Den kritischen Blick eben haben die AutorInnen – in den Blick genommen, um genau diese Frage zu beantworten: Kritisches Begleiten von Gesellschaft und Wissenschaft ist es, was das Kursbuch auszeichnet, und das nun schon über fünf Jahrzehnte. Mehrfach unterbrochen und von Verlag zu Verlag weiter gereicht, wie die komplette Cover-Sammlung S. 189ff. in Farbe belegt: Zunächst hg. bei Suhrkamp, dann im KursbuchVerlag bei Wagenbach, weiter zu Rotbuch und Rowohlt, dann via ZEIT schließlich (seit 2012) bei Murmann, der eigentlich ein – Wirtschaftsbuch-Verlag ist, wenn auch ein durchaus kritischer. Offenbar eines Herzenssache also … Den Rückblick übrigens wagen die Hg. auch inhaltlich, indem sie mehrere AutorInnen gebeten haben, frühere Artikel (erschienen zwischen 1968 und 2001) weiter zu schreiben, aus aktueller Sicht, und durchaus selbst reflektierend – was dann auch fürs das Kursbuch als solches gilt: „In diesen 50 Jahren war das Kursbuch stets ein Organ des Protestes, ein Medium der Kritik, bisweilen sogar ein Apologet der Revolte. Doch genauso, wie sich die Welt in den letzten 50 Jahren verändert hat, haben sich auch Kritikformen verändert. War es vor 50 Jahren vielleicht noch relativ klar, von welcher Position Kritik und Protest ausgingen, ist das inzwischen nicht mehr so eindeutig. Auch die Themen haben sich verändert, ähnlich wie die Medien, Technologien und nicht zuletzt die Adressaten der Kritik. Und stets war das Kursbuch ein Ort der kritischen Aneignung dieser Veränderungen. Genau besehen betreibt dieses Kursbuch also nichts anderes als Selbstkritik.“ Wer kann das schon von sich behaupten? Das Kursbuch beweist es! Auch bildlich, im SW-Foto-Mittelteil (S. 97ff.) aus fünf Jahrzehnten Kritik und Protest, aus dem reichen Fundus dreier Fotografinnen. Ebenfalls sehr bezeichnend der „Rück- und Ausblick“ von Bahman Nirumand auf der Grundlage seines Aufsatzes in Kursbuch 13 1968, mit Bezügen etwa zur Rolle von Hans Magnus Enzensberger: Weltbürger und Kosmopolit“ (S. 140ff.). Vielerlei Bezüge gibt es zu Kunst [&] Kultur und zu Medien, etwa zur Niveau-Frage des Fernsehens (S. 162ff.). Ein zeitgemäßer Beitrag, höchst lesenswert – überzeugen Sie sich selbst … S.a. www.kursbuch-online.de. HPR

Hanspeter Reiter