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Das Labyrinth der träumenden Bücher

Autor Walter Moers
Verlag sonstige
ISBN 978-3-8135-0393-7

Endlich wieder was für die  Zamonien-Lesegemeinde: Wer via Käpt´n Blaubär als Youngster mal rein gerauscht ist, tut sich schwer, wieder „auszutreten“ … Inzwischen ist die Geschichte rund um einen legendären Dichter Zamoniens zu einer Trilogie ausgewachsen. Wunderschön, dass auch dieser Band für sich durchaus als Einstieg dienen kann: Wer mit der Neuerscheinung „auf den Appetit kommt“, möge dann die früher erschienenen Bände nach-lesen! (Und der nächste ist inhärent schon mehr verkündet denn angekündigt J … Siehe das Nachwort des Übersetzers) Inhaltlich sei nur soviel verraten: Auch dieses Mal wird wortgewaltig und sprachspielerisch eine Menge Nonsense geboten, der in sich wiederum eine logisch voran schreitende Erzählung bildet. Doch findet Leser (wie gewohnt) neben der Prosa eben auch Lyrik – dies Beispiel zu verkneifen, gelingt mir nun doch schlecht (S. 137):

„Wanderer, kommst du nach Buchhaim

Dann bringe eine Buch heim!

Ja, bringe ein Buch heim!

Wanderer, bist du in Buchhaim

Dann trinke vom Buchwein!

Ja, trinke vom Buchwein!

Denn Wanderer, trinkst du vom Buchwein

Dann wirst du ein Buch sein

Ja – du wirst ein Buch sein.“ 

Hmm, erinnert das Leser an was? Sonst nicht zu viel nachdenken, einfach genießen J … Was auch für die diversen Dichter und Denker in Buchhaim gilt, die dort sich niedergelassen haben (zu den Anagrammen siehe unten). Wie gewohnt, zitiert der Autor (pardon: der Herausgeber und Übersetzer – denn der Inhalt ist ja nachgelassen!) dabei im Text ganze Passagen aus anderen Papieren, ohne in den Verdacht zu geraten, hier liege eher Guttenberg den Gutenberg vor. Zum Schluss jedenfalls fragt sich Leser vielleicht, ob dies Werk doch in sich geschlossen sei: Startet das mehr als 400-seitige Opus mit „Hier geht die Geschichte weiter.“ (welche, die des vorher erschienenen Bandes?), so endet es mit „Hier fängt die Geschichte an“. 

Auch nach erneutem Verlagswechsel (nach Eichborn und Piper nun Knaus in der Verlagsgruppe Random House kommt dieser neue Roman rund um Hildegunst von Mythenmetz in gewohnt Moers´scher Ausstattung daher: Farbiger Einband mit Schutzumschlag, Leinenstruktur, Leseband und reich illustriert. Auch die Haptik also ein schieres Vergnügen! Einem Branchenkollegen verdanke ich den Hinweis aufs Stichwort „Zamonien“ bei Wikipedia – von dort wird auf obigen Titel verlinkt, Leser findet die Entschlüsselung der Anagramme. Ich zitiere aus seiner Begleit-Mail: „Besonders gelungen finde ich Dölerich Hirnfiedler. Aber auch Eiderich Fischnertz hat seinen Reiz …“ Jetzt ist Leser gefordert: Welche deutschen Dichter und Denker sind dahinein wechstabenverbuchselt? Ich gebe ein anderes Beispiel (hier ein Komponist) als Hilfe: Evubeht van Goldwein = Ludwig van Beethoven. Übrigens findet sich bei Wikipedia (so ungern ich als begeisterter Nutzer von Papier-Nachschlagewerken auch darauf zurück greife …) die Übersicht der Anagramme „in der Reihenfolge ihres Erscheinens“, kann also beim Lesen heran gezogen werden.

Hanspeter Reiter