Das Leben, ein großer Rausch
Autor | Helen Sommerfeld |
Verlag | dtv |
ISBN | 978-3-423-26307-8 |
„Polizeiärztin Magda Fuchs-Serie, Band 2“ verweist darauf, dass Idee und Story offenbar erfolgreich bei der Leserschaft angekommen sind. So setzt sich die Geschichte nun fort, auf fast 550 Seiten, zuzeiten der Weimarer Republik: ein historischer Krimi also, zugleich ein Lokalkrimi, ein Gesellschafts-Roman zudem.
Die Liebe in unruhigen Zeiten
Kinder-Reichtum, Mangel-Wirtschaft mit hoher Inflation – daraus resultierend Prostitution plus weitere Kinder: Schicksal vieler Frauen in jener Zeit, in der Verhütung wenig bekannt und Abtreibung absolut verboten war… In diesem Spannungsfeld sucht sie ihren Weg: „Starke Frauen in harten Zeiten: Berlin 1922. Polizeiärztin Magda Fuchs wird zu einem grausamen Verbrechen gerufen: Die junge Mutter hat sich zu ihrem Kind geschleppt und ist kurz darauf ihren Stichverletzungen erlegen. Magda und Kommissar Kuno Mehring stellt sich die Frage, ob dieser sinnlos erscheinende Mord zu einer Serie brutaler Überfälle auf junge Frauen gehört. Sie alle haben auf der Straße ihre Gunst verkauft. Denn die Zeiten sind schwer: Die unvorstellbar rasch voranschreitende Inflation frisst das Geld für das tägliche Leben auf. Magda braucht ebenfalls eine Arbeit, von der sie leben kann. In Charlottenburg eröffnet sie ihre eigene Praxis. Frisch verheiratet stellt sie sich ebenso wie ihre Patientinnen die große Frage: Kann man ausgerechnet jetzt an eine Zukunft mit Kind glauben? Auch Medizinstudentin Celia liebt ihren Edgar. Aber will sie für ihn die Freiheit aufgeben, die sie so hart erkämpft hat? Ist Anwältin Ruth dafür die richtige Ratgeberin? Schauspielerin Doris genießt die Liebe wie im Rausch. Plötzlich wird daraus bitterer Ernst …“ Frauen in diversen Rollen also, die eben jene zu finden versuchen: Schauspielerin, Ärztin, Journalistin. Ziemlich überraschend der Plot – für spannende Unterhaltung ist gesorgt! Und durchaus für nachdenklich machende, sich in jene Zeit versetzt zu fühlen: Viel Dokufiktionales ist da verarbeitet…
Polizeiärztinnen
…gab es ab 1900 in Berlin. „Diese standen zwar im Dienst der Polizei, führten jedoch keine polizeilichen Arbeiten aus, sondern waren zuständig für die medizinische Betreuung der Opfer von Gewaltverbrechen, insbesondere an Frauen und Kindern. Zusätzlich kümmerten sie sich um die gesundheitliche Versorgung der zahlreichen Prostituierten in den Zwanzigerjahren. Das Amt einer Polizeiärztin wurde für eine geringe Entlohnung nur nebenberuflich bekleidet.“ Polizei und Politik, aufstrebender Rechts-Radikalismus und Inflation – viel eingearbeitet ist hier. – Der dritte Band „Das Leben, ein wilder Tanz“ ist angekündigt für März 2022. Im besprochenen zweiten Band ist S. 545ff. eine Leseprobe enthalten. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de