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Das Lemmi oder Römisch Eins

Autor Schivelbein, Rega-Helga
Verlag sonstige
ISBN 978 3 00 030493 4

Der Roman (in Großschrift geschrieben) gibt Rätsel auf. Einige Rätsel lassen sich vermutungsweise lösen, aber ob es die einzige und bleibende Lösung ist, das bleibt offen oder wird vielleicht in dem geplanten Band „Römisch zwei“ beantwortet werden.

Die Autorin hat einen feinsinnigen Humor, der Menschenkenntnis verrät (die Autorin ist promovierte Nervenärztin und Psychanalytikern) und mit üblichen Erwartungshaltungen eines Romanlesers spielt. Und das kann der Leser gleich auf den ersten Seiten erleben. (Wird selbstredend nicht verraten.)

Die Handlung nacherzählen – dazu sieht sich die Rezensentin außerstande. Die Autorin verwebt die unterschiedlichsten Realitäts- und Zeitebenen: normale, empirisch erfahrbare, mythische, fiktionale, geträumte; Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit werden ineinander verschlungen. In jeder dieser Welten, zwischen denen sie und einige ihrer Hauptfiguren hin- und herwechseln (das „große“ oder „kleine Weltengedächtnis“, die Erde und weitere Sterne, die bevölkert zu sein scheinen) begegnen dem Leser die unterschiedlichsten Figuren: Menschen, Tiere (vor allem Schafe), fabelhafte Mischwesen, Archetypen (z.B. „die Alte“). Individuelle Läufe: des Lebens und Sterbens und Wieder- oder auch Weiterlebens begleitet der Leser, einschließlich der unterschiedlichsten Schicksale, deren Wendepunkte häufig in der frühen Kindheit oder während bzw. nach einem der zwei Weltkriege datiert zu sein scheinen. Die meisten der zahlreichen Handlungsstränge werden miteinander verwoben, haben zumindest einen feinen, sie verbindenden Faden.

Dieser Roman, aus den verschiedensten Genres zusammengesetzt und mit scheinbar autobiographischen Zügen eines Kriegskindes, sei jenen empfohlen, die sowohl bereit sind, die angedeutete Vielfalt willkommen zu heißen als auch willens sind, sich auf die recht eigenwillige Schreib- bzw. Sprechweise einzulassen, deren auffälligsten Komponenten sehr kurze Sätze, eine schlichte und direkte Sprache und die für das Allgäu und den Bodenseeraum typischen sprachlichen Verkleinerungsformen „chen“ und „le“. Wer achtsam und aufmerksam, wer sensibel und empathisch diesen Roman liest, wird mit einer ganz speziellen Nachdenklichkeit belohnt.

Dr. Regina Mahlmann
www.dr-mahlmann.de
info@dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann