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Das mörderische Christmas-Puzzle

Autor Alexandra Benedict
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50257-2

„O du tödliche Weihnachtszeit“ bringt einen (vordergründig) cosy-crime mit einer Menge Lokalkolorit – und dann doch ziemlich heftigen Morden, auf sehr spannenden 350 Seiten.

Unterhaltsam, spannend, fordernd…
…ist dieser „Saison-Krimi“, denn die Leserschaft kann mit „puzzeln“  … Bedingt jedenfalls, der Route des Geschehens folgend: „Es ist kurz vor Heiligabend. Schnee fällt auf die Straßen der englischen Kleinstadt – und auf die Türschwelle von Rätselexpertin Edie O’Sullivan. Dort liegt ein mysteriöses Päckchen: sechs Puzzleteile, die den Ausschnitt eines blutigen Tatortes zeigen… »Mindestens vier Menschen werden bis Heiligabend um Mitternacht den Tod gefunden haben, wenn Sie es nicht schaffen, alle Teile zusammenzusetzen und mich aufzuhalten.« Mit diesen Worten auf einer Weihnachtskarte ist die besinnliche Adventszeit für die Rentnerin und Weihnachtshasserin Edie O’Sullivan vorüber. Ein unbekannter Absender hat sie geschickt, ebenso wie sechs Puzzleteile, die zusammengelegt den Ausschnitt eines Tatortes ergeben. Entsetzt sucht Edie Rat bei ihrem Großneffen Sean, einem Polizisten. Sie ahnt, dass sie nicht zufällig ausgewählt wurde, schließlich gilt sie als eine der größten Rätselexpertinnen des Landes. Doch da taucht bereits das erste Opfer mit einem Puzzleteil in der Hand auf. Sean will ohne Edie weiterermitteln, aber die alte Dame lässt nicht locker. Unbeirrt puzzelt sie weiter. Je näher sie der Lösung kommt, desto mehr führen die Hinweise in Edies Vergangenheit und zu einem Geheimnis, das sie tief vergraben glaubte.“ Auf diesem Weg lässt sich einiges er-lesen, was Rätsel angeht, etwa zum Gestalten von Kreuzwort-Rätseln (S. 34f.), zum Formulieren der Fragen und Finden der Antworten.

Rätsel, Rätsel über Rätsel
Oder beim Puzzeln natürlich: „Man musste sich merken können, welche Teile man wo hingelegt hatte, statt nur nach dem einen zu suchen, das gerade passte“ (S. 141) – was mich a bissal an Memory erinnert  … Edie hat quasi immer den Puzzle-Blick, wenn sie etwa an einen Tatort oder in die Wohnung eines potenziell Verdächtigen kommt (S. 211 usw.). Und natürlich geht´s um Weihnachten, um melancholische Melodien, würzige Düfte und starke Getränke (S. 108ff.). Viel Metaphorisches ist zu finden, etwa wenn die Tür zur Gerichtsmedizin mit einem Schrödinger-Portal verglichen wird – denn dahinter „waren die geliebten Menschen gleichzeitig tot und lebendig“, bis sie identifiziert wurden (S. 124). Sind gemeinsame Erinnerungen die besten Geschenke (S. 177)? Weiterbildner werden erfreut auf Coaching-Methoden im Unterricht stoßen (S. 237) – und Texter (wie ich) darauf, wie Begriffe semantisch verknüpft sein können, über das Offensichtliche hinaus (S. 310ff.). Voila, für alle ist etwas dabei, neben der Krimi-Handlung, die manches Mal durchaus etwa noir anmutet, wenn auch: cosy-crime… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter