Skip to main content

Das siebte Kreuz

Autor Anna Seghers / William Sharp
Verlag Aufbau
ISBN 978-3-351-03604-1

Ein ernstes Thema, auch 70 Jahre nach Ende Zweiten Erdkriegs so aktuell wie damals: „Mit den Originalillustrationen von 1942“ kommt diese Graphic-Novel-Version des weltberühmten Antifa-Romans der ebenso berühmten Autorin, dafür 1947 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet – Zeichen höchster Qualität. Dass der Roman im Umfang von 400 Seiten überhaupt in dieser Version existiert, verdankt er seinem Erfolg beim „Book oft he Month Club“, der ihn dann als erstes literarisches Werk in einer „complete pictorial version“ heraus bringt – dem sollten weitere folgen. Zum stark komprimierten, dennoch fast original „zitierten“ Text der mit bürgerlichem Namen Netty Reiling heißenden Autorin kommen die Zeichnungen des ebenfalls jüdisch-stämmigen Leon Schleifer, der sich seiner spitzen Feder wegen den Künstlernamen William Sharp gibt. Es mussten einige Zufälle zusammen kommen, damit aus dieser bewegten wie bewegenden Geschichte ein solcher Erfolg werden konnte – wäre das Manuskript doch beinahe verschollen, weil die Autorin alle 4 Exemplare wegschicken hatte müssen, aus ihrem Exil in Paris. Geboren in Mainz, ist sie ihrer Heimatstadt immer verbunden geblieben, auch als Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. Das dort nahebei gelegene KZ Osthofen wird ihr zum Symbol für die Vernichtungslager generell, im Roman in Westhofen umbenannt. Die Entwicklungs-Geschichte und viele vertiefende Rahmenbedingungen dröselt Thomas von Steinaecker in einem ausführlichen Nachwort (S. 69ff.) auf, mit vielerlei zusätzlichem Bildmaterial, u.a. einem Strip des Pictorials in der Palm Beach Post vom 19.12.1942. EIN wichtiges Signal dafür, dass wir hier wirklich im richtigen Genre sind. Denn anders als Comics und auch Graphic-Novels üblicher Weise, haben wir hier eine strikte Trennung von Bild und Text, die Panels jeweils mit Bildunterschrift in nur einer Zeile, die Texte zugeordnet darüber bzw. darunter, immer drei bzw. vier Bilder auf einer Doppelseite (in dieser Ausgabe), teils stark holzschnittartig in der Technik. Völlig verzichtet ist auf Sprechblasen bzw. Text im Panel generell. Dennoch, der Verlag hat das „Pictorial“ schon korrekt zugeordnet, womit wir ein sehr frühes Beispiel des Genres haben … Und schreibt selbst über diesen „Leckerbissen“, dieser Begriff sei auch bei diesem ernsten Thema gestattet: „Eine sensationelle Entdeckung: „Das siebte Kreuz“ in Bildern Erstmals auf Deutsch und in Buchform: Anna Seghers‘ Roman, eine der mutigsten Geschichten gegen das Hitler-Regime, in der illustrierten Fassung von William Sharp, der sich bereits seit den 1920er Jahren mit seinen Karikaturen gegen die Nationalsozialisten wendete. Der im Exil entstandene Roman „Das siebte Kreuz“ machte Anna Seghers schlagartig berühmt. Ihre Geschichte einer erfolgreichen Flucht vor den Nazis erschien 1942 zunächst als Übersetzung in den USA und avancierte sofort zum Bestseller. Der namhafte jüdische Illustrator William Sharp alias Leon Schleifer, der Deutschland aufgrund seiner Nazi-kritischen Karikaturen im “Berliner Tageblatt” hatte verlassen müssen, illustrierte die Geschichte, mit der er Tag für Tag ein Millionenpublikum erreichte: Seine eindrucksvollen Bilder wurden als Fortsetzung in über einem Dutzend amerikanischer Tageszeitungen veröffentlicht und bewegten ein ganzes Land.“ Und nach Ende der Nazi-Herrschaft schließlich auch jenes, das die Heimat beider (gewesen) war …HPR (vorab auf www.comicoskop.com veröffentlicht).

Hanspeter Reiter