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Das System

Autor Ryan Gattis
Verlag Rowohlt
ISBN 978-3-498-02538-0

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ ist die Überschrift des Rückseiten-Textes, schon mal die Story andeutend… Es geht um das offenbar „bestens“ eingefahrene, installierte System in den USA von der Festnahme über Gefängnis, Anklage und (nicht wieder) Freikommen…

Das Recht der Stärkeren
…kommt hier absolut zum Tragen, ist kaum zu überwinden. Dies ist die Story: „Am 6. Dezember 1993, in der Vorweihnachtszeit, wird die Dealerin Scrappy direkt vor dem Haus ihrer Mutter erschossen. Der Junkie Augie ist Zeuge der Tat, er hat vor Scrappys Türe um Drogen gebettelt. Seine Reaktion: Er raubt der Sterbenden ihre Vorräte und lässt auch noch die Tatwaffe mitgehen; lässt sich ja alles versilbern. Kurz darauf wird er verhaftet und sagt aus, der Mord sei von Wizard und Dreamer begangen worden, zwei Mitgliedern einer Gang. Tatsächlich findet sich bei einer Hausdurchsuchung die Tatwaffe; die beiden wandern in das L.A. County Jail – ein eigener Planet, auf dem das Gesetz des Stärkeren herrscht.“ Hier einen Pflock einzuschlagen statt einfach „dem System“ zu folgen, das versuchen zwar einige Ermittler – die meisten jedoch machen einfach mit.

Psyche vor Physis
Doch ein intelligenter Mitläufer unternimmt etwas, indem er (quasi systemimmanent) ausnutzt, was ihm (an)geboten wird: Verwandtschaft und Familie (ja, hier durchaus zu differenzieren) spielen eine gewichtige Rolle – denn ein tatsächlich Beteiligter versucht, den via Korruption (= Unterschieben falscher Beweise durch einen, der nebenbei vom Geschehen zu profitieren hofft) fälschlich Verdächtigen aus dem System zu hieven: Deutlich über 500 Seiten spannenden Thriller braucht es dafür – ob es wohl gelingt? „Wizard und Dreamer wissen natürlich, dass ihnen jemand die Tat angehängt hat. Aber vor der Polizei schweigen sie. Während sie ihrem Prozess entgegensehen, soll Dreamers bester Freund Little herausfinden, wer mit der geschickt platzierten Waffe den Verdacht auf die beiden gelenkt hat – und warum.“ Leser weiß naturgemäß recht bald mehr als die Protagonisten, erfährt er doch parallel immer die Denke der verschiedenen Personen. Im Grunde ein Dokuthriller, genährt auch durch ein Glossar (S. 525ff.) – very fine! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter