Der Anschlag

Rasch wird Leser klar, dass es um den tödlichen Anschlag auf JFK 1963 geht – und um das gute alte Thema Zeitreise. Doch das an sich wäre fast langweilig – was die Geschichte ganz und gar nicht ist, die der Altmeister des Thrillers ausbreitet: Eigentlich ist sie ca. in der Mitte des (im Deutschen) 1.000-Seiters erledigt – um dann nochmals zu beginnen. Kryptisch ausgedrückt? Klar, Leser kümmere sich selbst. Und erlebe. In welche Zwickmühlen der Protagonist gerät, der sich vorher von seinem alten Kumpel zur Zeitreise überreden lässt, die jener schon viel öfter hinter sich gebracht hatte als gedacht. Die Idee ist simpel: Was wäre gewesen, hätte jemand es geschafft, das Attentat vom 22.11.1963 zu verhindern? Just zum 50-jährigen Gedenken an JFG ist diese Ausgabe erschienen, im Original allerdings schon zwei Jahre früher. Und eigentlich hatte Stephen King seine Geschichte schon 1972 geschrieben, wie er in seinem Nachwort erwähnt. Er hatte sie liegen gelassen (zu frisch sei die Wunde gewesen, zu unausgegoren die Dramaturgie) – um sie schließlich neu zu recherchieren. Oder vielmehr recherchieren zu lassen, exzellent wie andere seiner vielen Titel, etwa Arena, höchst aufwändig. Und trotzdem (resp. gerade deshalb) mit Abweichungen von der wahren Geschichte, die wiederum vielfach mit Verschwörungstheorien hinterlegt wurde. Nach wie vor unaufgeklärt, kriegt sie bei King´s Geschichte wieder neue Blickwinkel. Und ein logisches Ende, wie Leser sich das anfangs kaum vorgestellt hätte. Genauso wenig übrigens Jake Epping – jener, welcher durch die Zeit(en) reist … Wow, was ein Thriller!! HPR

Hanspeter Reiter