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Der dunkle Wald

Autor Cixin Liu
Verlag Heyne
ISBN 978-3-4553-31765-9

„Die Trisolaris-Trilogie, Band 2“ setzt also fort, was mit „Die drei Sonnen“ angefangen hat – um 2019 mit dem dritten Band zu enden, „Jenseits der Zeit“. Wobei das starke Finale des jetzt vorliegenden Bandes im Grunde als „happy-ending“ durchgehen könnte… Zu lesen auch in einem Umfeld, in dem sich die Bundeswehr gegen einen potenziellen Cyberkrieg wappnen wird – und jener seltsame POTUS entschieden hat, eine Weltraum-Armee aufzustellen. Allerdings als Chance der Drohung „von oben“: Hier dagegen geht es ja um die Bedrohung von außen…

Die drei Sonnen
… sind nach wie vor die Gegner der terrestrisch-menschlichen Spezies – resp. die dortigen intelligenten Lebewesen, die ihre Zukunft nur im Sol-System sehen: „Der erste Kontakt mit einer außerirdischen Spezies hat die Menschheit in eine Krise gestürzt, denn die fremde Zivilisation hat sich Zugang zu jeglicher menschlicher Informationstechnologie verschafft.“ Und kontrollieren sie, haben jegliche technologische Entwicklung gestoppt, mithilfe ihrer Spione, der Sophonen. „Der einzige Informationsspeicher, der noch vor den Aliens geschützt ist, ist das menschliche Gehirn, weshalb das Wallfacer-Projekt ins Leben gerufen wird: Vier Wissenschaftler sollen die ultimative Verteidigungsstrategie gegen die Aliens ausarbeiten – doch können sie einander trauen?“ Schließlich könnten die vier Wandschauer unterschiedlich kaum sein, eigentlich eine günstige Voraussetzung für ein Team, oder?

Zentral: die Wandschauer
Tja, allerdings sind sie als Einzelgänger und –kämpfer „engagiert“ – und kommen aus je unterschiedlichen Rollen, trotz ihres wissenschaftlichen Hintergrundes. Alles Männer übrigens – wobei: Frauen spielen ihre gewichtige Rolle, zumindest bei zwei der vier… Und weil die Trisolarier die Erde sehr genau beobachten (via Sophonen und mithilfe der ESO, die willens sind, die Trisolarier zu „bevorzugen“), gibt es auch Wandbrecher als Gegenpol. Die wiederum versuchen, hinter die Gedanken der vier zu kommen, die ihr tatsächliches Ziel gut zu verbergen wissen. So scheint es jedenfalls … Leser wird in Sprüngen über 200 Jahre jener gut 400 mitgenommen, die der Menschheit noch bleibt, sich auf die finale Schlacht vorzubereiten: Dann nämlich wird die Trisolaris-Flotte das Sonnensystem erreicht haben und mehr als 4 Lichtjahre Distanz überwunden. Doch da gibt es noch die Vorhut, deutlich schnellere Sonden: Was haben die vor?! Sehr spannend auch dieser Band, dazu ethisch-humanitäre Aspekte diskutierend (z.B. S.742ff.), mögliche gesellschaftliche und international-politische Entwicklungen beschreibend. Zugleich immer wieder Bezug nehmend zu Geschehnissen in (zeitnaher) Gegenwart sowie Vergangenheit, siehe UN (und dem von Dag Hammarskjöld initiierten Mediationsraum) & Co.

Innovativ
… ist der Autor vielfach, besser nachvollziehbar als manch anderer SciFi: Kosmo-Soziologie als Forschungsansatz (z.B. S. 16ff. und wiederkehrend), Kommunikation rein via Mimik (also nonverbal, s. S. 278ff.) ein chancenreiches Pendant zur reinen Gedanken-Kommunikation der Trisolarier, weil ebenso transparent statt verbergend: Unser Körper verrät uns auch dann, wenn wir anders sprechen als das was wir denken… Oder kabellos Energiezufuhr, schon heute möglich, doch aufgrund des hohen Energie-Verlustes „durch die Luft“ nicht rentabel (S. 522 – wobei: irgendwoher muss die Energie doch kommen…). Fein auch der ausführliche Anhang (S. 791ff.), der u.a. die chinesische Schrift und ihre Entwicklung sowie Differenzieren der Aussprache in Dialekten erläutert: Immerhin ist der Autor Chinese… HPR

Hanspeter Reiter