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Der Einundzwanzigjährige, der freiwillig in ein Pflegeheim zog und von seinen Mitbewohnern mit Demenz lernte, was Menschlichkeit bedeutet

Autor Teun Toebes
Verlag Knaur
ISBN 978-3-426-28620-3

„Der Bestseller zum Pflege-Notstand“ erzählt auf gut 200 Seiten des Autors Geschichte von seinem Leben im Pflegeheim, als akzeptierter „Außenseiter“ – und seinen Beobachtungen dort, autorisiert im Übrigen von allen Beteiligten (siehe „Ethische Verantwortung“ S. 199ff.).

Wie kann Pflege besser werden?
Die Erzählung (als Sachbuch) ist in den Niederlanden angesiedelt, häufig als Beispiel für gelungene Pflege heran gezogen. Dennoch: „Jeder fünfte von uns wird am Ende seines Lebens an Demenz erkranken – und womöglich in einem Pflegeheim landen. Wie aber werden wir dort leben? Dieser Gedanke trieb auch Teun Toebes, 22, um. Er ist gelernter Altenpfleger, der auf Menschen mit einer Demenzerkrankung spezialisiert ist. Seit er seinen Beruf gewählt hat, fragt er sich, wie alte Menschen möglichst würdevoll ihren Lebensabend verbringen können. Um noch genauer zu verstehen, wie es den Alten im Pflegeheim geht, zieht er kurzerhand dort ein und lebt mit ihnen Tür an Tür. Es entstehen wunderbare Freundschaften, aber auch Innenansichten aus dem Alltagsleben im Heim, von denen er in seinem Buch erzählt. Getragen wird Teun Toebes dabei von einer Vision, wie wir besser mit Demenzkranken umgehen und ihnen ein besseres Leben ermöglichen könnten. Denn eines Tages werden wir womöglich selbst betroffen sein. Der inspirierende Erfahrungsbericht eines jungen Altenpflegers, der seinen Beruf leidenschaftlich lebt und liebt – und ein wertvoller Beitrag in der sich verschärfenden Pflegedebatte, auch in Deutschland.“ Viel Empathie braucht es – mehr als Pflege im heutigen System derzeit zu leisten im Stande ist. Als das Pflege-Personal leisten kann, offenbar.

Welche Wege zu besserer Pflege bei Demenz?
Der Autor macht aus persönlichem Erleben Vorschläge – resp. lässt er sie anklingen: In eigenem Verhalten wie in jenem anderer. Sehr deutlich schreibt er darüber, weder die Pflege-Personen dort oder anderswo oder die jeweilige Institution angreifen zu wollen – doch nimmt er sie in die Pflicht. Wie auch die Angehörigen, die vielleicht das eine oder andere Vorgehen als Modelling verstehen und übernehmen könnten. Beispiele? Nun, S. 122f. usw. z.B. dies: „Ist Kommunikatioin auf einem „normalen“ Weg nicht mehr möglich, ist es von zentraler Bedeutung, die Körpersprache von Menschen verstehen zu lernen.“ Das mag als Allgemeinplatz daher kommen, gerade für Weiterbildner jeglicher Couleur. Wie auch eine unterstützende „Lösung“: Das Freundschaftsbuch (S. 183ff.), in dem die Mitbewohnerschaft zu Wort kommt (und zu Bild, gezeichnet). Und Teun Toebes zielt hier vor allem auf an Demenz Erkrankte: „Außerdem sollten wir uns darum kümmern, dass Kinder möglichst früh mit Menschen in Kontakt kommen, die an Demenz erkrankt sind“ (S. 145ff., erläutert er dann, siehe: Inklusion…). Und natürlich gibt es inzwischen (auch in Deutschland) realisierte Modelle, mit deren Hilfe demente Menschen in einem diversen Umfeld wohnen und leben können, etwa in Genossenschaften wie MARO, siehe https://www.maro-genossenschaft.de/. Dazu wertvoll „Das Vorlesebuch für Demenzkranke“ von GABAList Werner Siegert: https://www.shaker-media.eu/de/content/bookshop/index.asp?ID=17&ISBN=978-3-86858-970-2&page=0 HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter