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Der elfte Gast

Autor Arne Dahl
Verlag Piper
ISBN 978-349-230760-4

Ein Kriminalroman? Zumindest wird er als letzter einer Reihe von insgesamt elf (!) Kriminalromanen angekündigt, in denen die Sondergruppe A die Hauptrolle spielt, eine Gruppe von Personen, die einander durch ihre Verschiedenheit ergänzen.
„Der elfte Gast“ ist, wenn überhaupt (der elfte Gast ist nämlich nicht Mitglied dieser Gruppe), ein Kriminalroman der Sonderklasse. Wer hat je einen Krimi gelesen, der nicht nur allegorisch und damit auf verschiedenen Ebenen zu lesen ist? Einen Krimi, in dem es keine Opfer und Täter gibt – jedenfalls nicht im üblichen Sinn? Einen Krimi, der sich dramaturgischer und literarischer Elemente und Figuren bedient, die sich in historischen, essayistischen, fantastischen Literaturgenre finden? Ein Krimi, der an 1001 Nacht erinnert (der „Decamerone“ von Boccaccio nimmt einen zentralen Platz in der Inszenierung ein)? Einer, der Tiefgang und Humor, Ernsthaftigkeit, Phantasie und Witz (insbesondere in den Dialogen der A-Gruppenmitglieder) in einer Weise vereint, die das Leseerlebnis zu einem harmonischen macht? Ein Krimi, in dem sich die Mitglieder der Gruppe in einer Weise emotional zugetan und aufeinander eingespielt sind, dass sie exemplarisch zeigen, welch Reichtum Verschiedenheit erschafft.
Kurz gesagt: Ein an Rätseln, Metaphern, Allegorien und Überraschungen reicher Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite spannend ist, der den Intellekt mobilisiert, um Bezüge und Zusammenhänge verstehen zu können und am Schluss den Leser mental auch dann noch nachhaltig beschäftigt, wenn er seitenlange Passagen nach dem ersten Lesedurchgang wiederholt liest; denn manches bleibt rätselhaft. Daran ändert auch das Auftauche des Autors nichts.
Bitte lesen, zumindest vielfach verschenken!
Hanspeter Reiter, www.dialogprofi.de

Hanspeter Reiter