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Der Finger im Buch

Autor Ulrich Johannes Schneider
Verlag Piet Meyer
ISBN 978-3-905799-57-6

…zeigt: Hier hat jemand das Lesen gestoppt – und beabsichtigt, es fortzusetzen. „Die unterbrochene Lektüre im Bild“ nimmt dabei unterschiedliche Anlässe in den Blick, die festgehalten sein könn(t)en…

Lesen im Bild
…lässt sich kunstvoll abbilden, festhalten und damit der Nachwelt erhalten: „So liest man die Geschichte des Abendlandes einmal anders! Wir folgen einem Finger – einem kleinen, langen, krummen, gichtigen, eleganten oder schönen Finger, der zwischen den Seiten eines Buches steckt. Wir sehen dabei eine Person, die liest. Ihr Blick zeigt tiefe innere Bewegung an. Diese intime Verbindung zwischen Buch und Lesergestalt ist in der Kunst selten, doch die Künstlerinnen und Künstler sind durchaus prominent: Tizian, Raffael und Rubens gehören ebenso dazu wie Angelika Kauffmann oder Bassano.“ Je unterschiedlich Motiviertes findet Leser/Betrachter in den 1 Kapiteln, die jeweils teils einführen oder hinführen: Über das Lesen als Problem – Lesen als Hingabe – Lesen verändert – Über Lesen und Alltag – Lesen beschäftigt – Lesen entführt – Über Lesen und Haptik [yeah!] – Lesen spricht – Lesen bildet – Zeit des Lesens.

30x Finger im Buch!
Begleiten Sie also den Autor – und letztlich die Künstler und die abgebildeten Personen durch eine Tour d´livre: „Es ist eine ungewöhnliche und spannende Geschichte, die Ulrich Johannes Schneider auf diese Weise für uns aufblättert. In dreißig Gemälden, Skulpturen und Fotografien erkundet er dieses eine, vermeintlich kleine ikonografische Detail westlicher Bild- und Buchgeschichte: den Finger im Buch. Allerdings tauchen allgemeinere Fragen auf. Was bedeutet Lesen überhaupt? Was lernen wir aus diesen stummen Zeugen der Buchkultur? Und wie sehr gleichen wir selbst den dargestellten Frauen und Männern?“ Also a bissal „Identifikations-Subjekt“ sollen sie auch sein, Männer und Frauen aus rund 600 Jahren: „Zur Vielfalt des Lesens gehören unterschiedliche Situationen und Haltungen der Hingabe. Es gibt die private, die gelehrte und die fromme Lektüre. Doch als inneres Erlebnis bleibt das Lesen der Betrachtung verborgen. Nur im Moment seiner Unterbrechung offenbart es sich als Dialog zwischen Geist und Text, zwischen Imagination und Literatur.“ Wie auch das Lesen selbst (Literatur), sind diese Situationen offen für Interpretation – die zur „Inhaltsangabe“ vom Autor gefügte oder die je eigene … Denn „Die hier versammelten Kunstwerke von 1331 bis 1935 laden ein zur Betrachtung und zur Reflexion. So ergibt sich ein Panorama der abendländischen Leselust und eine kleine Phänomenologie der immer wieder neu genährten Hoffnung, sich durch Lektüre zu verändern.“ Siehe S. 147: „Anders die Galerie mit dem Finger im Buch. Sie provoziert uns, die Frage nach der Zeit der Lektüre zu stellen, nach ihrer inneren Zeit.“ Nehmen Sie sich Zeit für diese fast 180 Seiten im fast quadratischen Format, das auch den abgebildeten Kunstwerken zu Gute kommt. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter