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Der Pate von Berlin

Autor Mahmoud Al-Zein
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-27837-6

„Mein Weg, meine Familie, meine Regeln“ beschreibt dieser (Ex-)Pate eines arabischen Clans quasi exemplarisch: Sich selbst darstellend natürlich, doch frei davon, sich rein zu waschen, was Kriminalität angeht…

Alltag im Clan
Wie sehr ursprüngliche Kultur schlicht in neuen Lebens-Kontext übertragen wird, lässt sich hier leider nur allzu gut nachvollziehen: „Krass, brisant, ungeschönt: Die brutale Alltagsrealität arabischer Clans. Mein Wort zählt. Nicht nur innerhalb der eigenen Familie, auch bei anderen Clans. Jugoslawen, Türken, Kurden, Russen – wir kennen uns alle, respektieren uns gegenseitig. Wenn mal jemand daneben tritt, wird auch mal ein Auge zugedrückt. Aber wenn die Grenze des Respekts überschritten wird, fließt Blut. Der schonungslose Blick hinter die Kulissen der arabisch-libanesischen Clans
Mahmoud Al-Zein ist Oberhaupt des Al-Zein-Clans, einer der einflussreichsten Familien in Deutschland – Die unglaubliche Lebensgeschichte des Paten von Berlin.“ 250 Seiten lang berichtet der Autor (selbst geschrieben?!) chronologisch von seinem Ursprung im Libanon, dem Ankommen in Berlin und seinem „Hineinwachsen“ in diese Führungsrolle. Warum sollten Sie derlei lesen?

Drogen ja – Prostitution nein
… so kommt das jedenfalls rüber, beim Darstellen dieser organisierten Kriminalität, vehement vom Autor betont, den muslimischen Aspekt mit ins Spiel bringend. Und Gewalt – klar, immer – obwohl er auch lernt, Kommunikation einzusetzen (S. 73ff., S. 105ff. etc.). Womit er sich geschickt durchlaviert: „Arabische Clans beherrschen deutsche Innenstädte und sorgen regelmäßig für Schlagzeilen. Keine Woche, in der nicht von spektakulären Überfällen, Familien-Fehden oder von No-Go-Areas berichtet wird. Längst sind die Clans auch zum Teil deutsche Populärkultur geworden, bestimmen das Rap-Business und inspirieren Serien-Erfolge wie 4 Blocks und Gangs of Berlin.“ Und setzen sich durch, wenn etwa neue Albaner auftreten, die Vereinbarungen negieren (S. 138ff.). Doch auch intern tut sich was: „Was sich in den Großfamilien aber wirklich abspielt, darüber wurde lange geschwiegen. Bis jetzt. Einer der einflussreichsten der arabischen Clans in Deutschland sind die Al-Zeins mit über 5.000 Mitgliedern. Ihr Oberhaupt Mahmoud Al-Zein ist als Pate von Berlin so bekannt wie berüchtigt.“ Und doch „anerkannt“, wie sich zeigt, spätestens nach Macht-Übernahme (S. 172f.)…

Clan inside
Tja, da gibt es Einblicke: „Er ist der Erste, der das Schweigen bricht und ungeschönt vom Innenleben seiner Familienorganisation berichtet: Von seinem Weg an die Spitze, Konflikten mit dem Gesetz, Fehden mit Rivalen, dem Gesetz der Familie und dem brutalen Kampf um die Vormacht auf der Straße. Sein Buch ist ein schonungslos ehrlicher Bericht eines Mannes, der nicht mehr nur herrschen, sondern aufklären will. Der von den Höhen seiner Zeit als eine der mächtigsten Unterwelt-Größen berichten und zugleich davor warnen möchte, welchen Preis diese Macht hat. Er selbst hat ihn gezahlt, saß lange im Knast und setzt sich nun dafür ein, dass die junge Generation aus seinen Fehlern lernt. Ein unvergleichlicher Blick ins Innere der arabischen Clans und ein Zeugnis deutscher Alltagsrealität.“ Akzeptiert gar von deutschen Behörden (S. 121ff. z.B.), die seine Skills nutzen, auf der Straße ein wenig Ruhe zu schaffen. Die ihm ansonsten wenig entgegen kommen, siehe Asyl & Co. Was ihn und seine Familie kaum daran hindert, sich zumindest im deutschen Sozial-System zu bedienen, diesseits eines luxuriösen Lebens (S. 202 z.B.). Fazit? Ein interessanter Einblick in eines der Migrations-Milieus… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter