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Der Schnee war schmutzig.

Autor Georges Simenon
Verlag Kampa
ISBN 978-3-311-13363-6

„Ein abgründiges Meisterwerk“, neu übersetzt von Kristian Wachinger, im „neuen Simenon-Verlag“ frisch erschienen …

Verstrickt in Verrat
Um Frank geht es, sein Aufwachsen und Mannwerden. Erwartbar das Gegenteil eines klassischen Bildungsromans – und diesem Genre doch eng verbunden: Einflüsse, eigene Schuld, ausweglose Situation … Simenon halt, „@itsbest“! Darum geht es: „Ein namenloses Land, von fremden Truppen besetzt. Der Winter will kein Ende nehmen. Frank Friedmaier wächst als Sohn einer Prostituierten in einem Bordell auf. Der 18-Jährige ist ein Kind seiner Zeit, die geprägt ist von Täuschung und Verrat. Frank hungert nach Erfahrungen, doch nichts vermag ihn zu befriedigen. Aus reiner Langeweile wird er zum Mörder und verschachert das Mädchen, das ihn liebt. Als er schließlich begreift, was er getan hat, und mit sich selbst ins Gericht geht, ist es zu spät.“ Und das, obwohl die von ihm schmählich verratene junge Frau zu ihm hält, kaum zu glauben – und auch deren Vater, der schlicht alles für seine Tochter tut. Wobei sich Leser fragt, wie weit kann Liebe wirklich gehen – oder auch Solidarität?

Hoffnung stirbt zuletzt
… das macht einen Gutteil der Geschichte aus, als Frank im Gefängnis sitzt und quasi täglich erlebt, wie andere vors Erschießungskommando gestellt werden… „Ein großer, unerbittlicher Roman über die Frage, wie das Böse in die Welt kommt. Meisterlich entwirft Simenon eine Welt, in der die Regeln des menschlichen Miteinanders außer Kraft gesetzt sind, Mitgefühl und Erbarmen nichts mehr gelten, und deutet zugleich vor diesem düster-unheilvollen Hintergrund eine Liebesgeschichte an, die so surreal wie überzeugend ist.“ Surreal trifft es gut – und dennoch „fühlt“ sich die Story gar zu real an. Wenn Leser es schafft, sich in die Situation zu versetzen. Freilich vermeidend, sich gar zu identifizieren, mit dieser Figur – à la Patricia Highsmith´s Tom Ripley … HPR

Hanspeter Reiter