Der Troubadour

„Der fünfzehnte Fall für Bruno, Chef de police“ bietet erneut auf 400 Seiten lokales und regionales Kolorit vom Feinsten. Und viel mehr als ein Lokalkrimi, viele gesellschaftspolitische Trends verarbeitend, excellence!

Okzitanische Geschichte
…ist wahrhaft weit gestreut, zeitlich wie regional – und hier tief und breit erzählt, geschickt ins jeweilige Geschehen integriert: Dafür gibt es Joel, ein etwas ambivalenter Charakter, der durchaus auch als (Mit-)Täter infrage kommt. Doch vor allem ist er eine wandelnde Okzitanien-Enzyklopädie, z.B. S. 70f. – und in sehr moderner Version, etwa mit 100.000 Followern auf Twitter und Instagram… Doch zur Story: „Bruno steckt mitten in den Vorbereitungen für das alljährliche Konzert in Saint-Denis – die Folkband Les Troubadours soll auftreten, die mit ihrem neuesten Hit ›A Song for Catalonia‹ gerade in Spanien für Zündstoff sorgt. Hinweise auf einen geplanten Mordanschlag werden laut. Doch Bruno hat auch anderweitig alle Hände voll zu tun: Er ist zuständig für das Buffet eines Tennisturniers, ein Wildschwein wird über offenem Feuer gebraten, es wird gefeiert und geschlemmt – aber ist es Zufall, dass plötzlich vier junge Tennisasse aus Katalonien so viele Spiele für sich entscheiden?“ Spanien und Frankreich im Widerstreit, forciert durch wohl russische Hacker (S. 298f. usw.)? Geheimdienst- und generelle Politik arbeitet der Autor auch hier gelungen auf – und militärische Vorgehensweisen, eine Art Hobby von Martin Walker (Scharfschützen etwa, siehe S. 158f. – oder vergangene plus aktuelle Infiltration, siehe S. 346f. etc.).

Kultur des Perigord
…ist intensiv verwoben, die Höhlenmalereien nur erwähnt, da in früheren Fällen ausgiebig präsentiert. Bis hin zu Rezepten en detail, anders als in manch anderen Lokal- und Regionalkrimis schlicht ins Erzählen integriert, eher en passant, lecker (z.B. S. 392f.! Doch ist die Geschichte auch dieses Mal mit viel Persönlichem verwoben, seien es Polizisten (Beförderung S. 228) – vor allem Umgangsrecht mit den eigenen Kindern, zentral für die Abläufe (s. 229 usw.). So ist dauerhaft für Spannung gesorgt, weil unterschiedliche Aspekte Bruno beschäftigen, Multitasking par excellence  … Dabei sorgt er immer auch für eigene wie „fremde“ Achtsamkeit, etwa mithilfe der vielfach auftretenden Pferden, die zudem ihren Einfluss auf Menschen deutlich machen (S. 392 usw. usf.)! Fazit: Gewohnt unterhaltsam – und in mancherlei Hinsicht gar weiterbildend, gar für Trainer – Coaches – Berater …
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Hanspeter Reiter