Skip to main content

Der Uhrmacher in der Filigree Street

Autor Natasha Pulley
Verlag Klett-Cotta
ISBN 978-3-608-98475-0

„Platz 1 der Phantastik-Bestenliste!“ zeigt zweierlei: Offenbar interessanter Lesestoff, vielfach nachgefragt – und das ist eine Fantasy-Story, Ende des 19. Jahrhunderts spielend. Im Spannungsfeld Japan-England, 450 Seiten bietend. Na, auf in die Filigree-Street, die ihrem Namen alle Ehre macht: Höchst filigran, womit dieser Uhrmacher umgeht  …

Ein Japaner in London
…und dazu irische Untergrund-Unruhestifter, beobachtet von einem exzellenten Telegrafist britischer Ministerien: „Sein Leben lief ab gleich einem Uhrwerk. Bis er dem Uhrmacher begegnete. »Der Uhrmacher in der Filigree Street« erzählt eine mitreißende, phantastische Geschichte um eine rätselhafte Uhr und einen ebenso spektakulären wie unmöglich aufzuklärenden Bombenanschlag auf Scotland Yard. Das Buch nimmt die Lesenden mit auf eine Reise durch das viktorianische England und das Japan des 19. Jahrhunderts und es eröffnet Türen in eine ganz andere, seltsame und magische Vergangenheit. London, Oktober 1883. Eines Abends kehrt Thaniel Steepleton, ein einfacher Angestellter im Innenministerium, in seine winzige Londoner Mietwohnung heim. Da findet er auf seinem Kopfkissen eine goldene Taschenuhr. Es ist ihm ein Rätsel, was es mit ihr auf sich hat. Sechs Monate später explodiert im Gebäude von Scotland Yard eine Bombe. Steepleton wurde gerade rechtzeitig gewarnt, weil seine Uhr ein Alarmsignal gab. Nun macht er sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und findet Keita Mori, einen freundlichen, aber einsamen Mann aus Japan. So harmlos Mori auch scheint, eine Kette von unheimlichen Ereignissen deutet schon bald darauf hin, dass er etwas zu verbergen hat…“ Verbindungen zwischen Japan und England gibt es durchaus einige, etwa: Tee-Genuss, wenn auch schwarz versus grün…

Mechanische Roboter
… sind die Spezialität von Keita Mori, der einen Kraken mit Zufalls-Generator (Steilvorlage für die Bionik?!) genauso entwickelt hat wie Taschenuhren mit Quasi-GPS (S. 125 erklärt) – und viele Spielereien mehr. Wenn man bedenkt, was an Spieluhren und mechanischen Spieltieren es zu jener Zeit tatsächlich schon gegeben hatte, spiegelt das für sich „nur“ historische Fakten. Erläutert gar mithilfe neurowissenschaftlich nachvollziehbarer Erkenntnisse (heutiger Zeit natürlich), etwa S. 159 zum Multitasking (kognitiv plus Routine, à la Kahnemanns schnelles/langsames Denken ) … Musik spielt auch eine Rolle, etwa Klavierspielen als (zunächst) heimliche Leidenschaft der Hauptperson Thaniel, Gilbert & Sullivan inkl. (z.B. S. 204f.). Doch fiktiv wird´s schon auch, geht es doch ums…

Hellsehen
… das ist die PSI-Kraft des Uhrmachers, die sich der japanische Innenminister gesichert hatte, auf seinem Weg, Premierminister zu werden. Doch Mori hatte anderes im Sinn als ihn „ewig“ zu begleiten, über die gemeinsamen Jahre in Amerika hinaus, 1871ff… Das alles wird dem Leser rasch klar – und wie das funktionieren könnte, diskutiert die Naturwissenschaftlerin Grace rund ums Thema „Äther“, den sie versucht nachzuweisen (z.B. S. 176ff. und S. 257f.): Eher selten zu jener Zeit, als Frau – weswegen sie sich auch durchkämpfen muss, mit interessanten Konstellationen zwischen diversen Männern. Oder ist´s doch eine Art telepathischer Zeitreise, womit wir bei Science-fiction als Genre gelandet wären? Leser freue sich auf vergnügliche Lektüre! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter