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Der Verstand ist ein durchtriebener Schuft

Autor Guido Eckert
Verlag sonstige
Seiten 253 Seiten
ISBN 978-3-932-92747-8
Preis 12,80

Interessanter Ansatz: Einerseits ist die Botschaft des Autors, sozusagen „hands-on“ Beispiele gelingenden Lebens und dessen eigen verantwortlicher Gestaltung zu bringen, andererseits greift er „dennoch“ laufend auf Philosophen und andere Ratgeber zurück. Dies ist seine persönliche Messlatte für dieses Buch, das doppelt untertitelt ist: „Wie Sie garantiert weise werden“ und „in 10 Schritten durch jede Krise!“: „Es besteht vor allem aus Handlungsvorschlägen und Erklärungen, ist also keine intellektuelle Auseinandersetzung mit philosophischen Denkströmungen der vergangenen Jahrtausende. Jedes Kapitel soll das Hirn freipusten und dient nur dem Weg zur Weisheit.“ (S.9) Sagen will Guido Eckert damit wohl, er stelle sich weniger wissenschaftlicher Diskussion über von ihm zitierte Ansätze, vielmehr gehe es ihm um pragmatische Handreichungen. Das zeigt sich auch an den Überschriften zu seinen „Zehn Schritten“, die vom Verstand weggehen und sehr körpernah daherkommen: Nase, Faust, Knie, Auge, Ohr, Mund, Rücken, Zunge, Po, Träne. Die Sinne werde dabei natürlich angesprochen. Es geht auch um Psychologie und Psychiatrie, etwa um Kurzzeittherapie (S. 40) Eremitentum und Schweigekloster kommen vor, um den Leser etwa diesem Gedanken näher zu bringen: „Wir sind herzlich dazu aufgerufen, dem Nachbarn in ruhiger Art zu erklären, was an seinem Verhalten [Lärm! HPR] nicht in Ordnung ist – aber er hat keine Macht mehr über uns. Er bestimmt nicht mehr über unser Gefühlsleben … wir sind der Boss.“ (S. 92) Da fällt mir gleich noch ein anderer Nachbar ein, nämlich jener von Watzlawick, irgendwie auch passend. Auch Anselm Grün findet sich (S. 137), mit der Konsequenz: „Voraussetzung dafür ist unsere (neu erworbene) Erkenntnis, dass wir nicht für unsere Gedanken verantwortlich sind. Sonder nur dafür, was wir mit ihnen machen.“ S. 162 folgt „Der Mund“: „Schmecken, kosten, normalerweise die Haupteigenschaft der oralen Zone, ist interessanterweise im Lateinischen … auch die Wurzel des Wortes sapientia. Und das ist die Weisheit … Wir müssen uns selbst schmecken wollen, um die Lust der Weisheit kosten zu können. Und das verlangt nach Lebensfreude und Aktivität.“ Ein schöner Bezug, der als Beispiel dienen mag für die Art und Weise des Autors, mit seinen Themen umzugehen. Und auch dies ist eine Botschaft (S. 236): „… wenn wir das Verzichten nicht lernen …, bestärken wir bloß unsere Süchte … Wohlgemerkt: Wir wollen genießen (lernen), es geht nicht um eine neue, schärfere Variante der Kasteiung … Wir wollen verzichten, um uns von unseren Süchten zu lösen.“ Interessant auch für Vielleser, die den vielfältigen Zitaten folgen wollen: Das Literaturverzeichnis ist ein Füllhorn an Vertiefungs-Chancen!

Hanspeter Reiter