Der zweite Reiter
Autor | Alex Beer |
Verlag | Limes |
ISBN | 978-3-8090-2675-4 |
„Ein Fall für August Emmerich“ im Wien des Jahres 1919: So ist das zugleich ein historischer Krimi und ein Lokalkrimi, der einen tiefen Einblick in Gesellschaft und Lebensumstände gleich nach dem Erdkrieg ermöglicht.
Erschütternde Geschichte
Menschen, die den Krieg überlebt haben – haben sie ihn wirklich überlebt? „Er ist dem Grauen der Schlachtfelder entkommen, doch in den dunklen Gassen Wiens holt ihn das Böse ein … Wien, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: Der Glanz der ehemaligen Weltmetropole ist Vergangenheit, die Stadt versinkt in Hunger und Elend. Polizeiagent August Emmerich, den ein Granatsplitter zum Invaliden gemacht hat, entdeckt die Leiche eines angeblichen Selbstmörders. Als erfahrener Ermittler traut er der Sache nicht über den Weg. Da er keine Beweise vorlegen kann und sein Vorgesetzter nicht an einen Mord glaubt, stellen er und sein junger Assistent selbst Nachforschungen an. Eine packende Jagd durch ein düsteres, von Nachkriegswehen geplagtes Wien beginnt, und bald schwebt Emmerich selbst in tödlicher Gefahr…“ Spannend aufgebaut, mit einem durchaus überraschenden Plot (S. 368ff. – bloß nicht zuerst nach hinten blättern!!) – als „Tüpfelchen auf dem i“, nachdem der Fall schon geklärt scheint.
Einordnung?
In ihrem Nachwort (S. 379ff.) geht die Autorin ausführlich auf das gewählte Szenario ein, Lokationen inklusive. Und auch auf das Thema PTBS – derlei kannte man „schon“ damals, wenn auch 1. nicht als Krankheitsbild definiert („Posttraumatisches Belastungs-Syndrom“) und 2. Geleugnet … Die Rückkehrer litten darunter genauso wie die Daheimgebliebenen, aus eigenem Erleben wie auch durch Mit-Leiden. Dass der Ermittler selbst seine Flashbacks hat und neben dem psychischen auch noch ein physisches Problem verbergen muss, um im aktiven Dienst sein zu dürfen, ergibt eine Multi-Perspektive. – Der Roman ist übrigens nominiert in der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis für Kriminalliteratur 2017, für Krimis mit Wien-Bezug (wird verliehen von der Kulturabteilung der Stadt Wien und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, dieses Jahr am 13. September). Das hat er verdient! Und den Preis tatsächlich erhalten: „Leo-Perutz-Preis für Alex Beer und „Der zweite Reiter“:
Österreichische Auszeichnung für Wiener Kriminalliteratur geht 2017 an Limes-Autorin“ vermeldete der Verlag am 14. September. HPR