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Deutsch für junge Profis

Autor Wolf Schneider
Verlag sonstige
Seiten 192 Seiten
ISBN 978-3-87134-672-9
Preis 16,95

Hier erhält der Leser vom absoluten Profi eine Menge Hinweise und Anregungen, „Wie man gut und lebendig schreibt“, so der Untertitel, und das in 32 Schritten. Zielgruppe sollen wohl vor allem „jüngere“ Leser sein (meine Worte), denn im Zeitalter von SMS, Mail, Blog und Twitter seien die Formen der Kommunikation weniger übersichtlich geworden. Verstanden zu werden, dazu gehöre (Schritt 3), möglichst konkret zu formulieren (S. 22): „Nehmen wir ein simples Beispiel, singen wir das Lob von Knoblauch und Zimt. Sie sind Gewürze. Was geschieht im Gehirn, wenn ich „Gewürze“ lese? Die linke Hirnhälfte fragt „Kenne ich das Wort?“ und ist zufrieden. Lese ich aber Zimt, so wird zusätzlich die rechte Hirnhälfte aktiviert, und zwar in derselben Region wie beim Geruch von Zimt. Ich habe also, anders als bei „Gewürze“, einen Sinneseindruck, es werden beide Hirnhälften beschäftigt; meine Zuwendung hat sich verdoppelt, der Text hat mich eingefangen.“ Schön bildhaft – und so formuliert, wie der Autor es selbst fordert: Kurze Sätze und Satzteile, wenig verschachtelt, dennoch reich an Varianten und somit auch „intellektuell“ fordernd.

Es geht des Weiteren um zu vermeidende wie um „schöne Redundanz“ (S. 38ff.), die wichtig sei, „um das nur scheinbar Konkrete mit Leben zu erfüllen.“ Diskutiert wird die Anglomanie (S. 82ff.), durchaus ambivalent und mit Pro und Contra je nach Wort und seinem Einsatz. Schließlich sind auch Wörter wie Sport, Start, Test und Trick genuin englisch – doch erinnern Sie das noch? Anders die für eine Mehrheit unverständlichen Wörter wie Down-sizing & Co. Bei aller Vorsicht bezüglich schwer verständlichen Schachtelsätzen plädiert Schneider für den „schönen Nebensatz“ (S. 17) und zugleich sehr für die Würze der Kürze (z.B. S. 111ff. Nach 6 Wörtern: Sense!).

Unter „Fürs Hören schreiben“ (S.135ff.) findet sich eine Art Fazit auf S. 136: „Der ideale Text für Hörer wie für Leser ist an die gesprochene Sprache angelehnt, durch Niederschrift diszipliniert und für die Ohren geschrieben.“ Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Zum Einen entspricht es meinem eigenen Stil – zum Anderen erlebe ich immer wieder, dass Botschaften dann am besten aufgenommen, verstanden und verarbeitet werden, wenn sie nach dieser „Regel“ formuliert sind. Wie geht es Ihnen damit? Prüfen Sie sich selbst, egal im Training für welches Thema. Ihre Unterlagen, Ihre Artikel…

Der Autor wagt sich auch an Mail, Twitter und Blogging ran, um schließlich differenzierend andere Textsorten anzusprechen, die ein anderes Formulieren erlauben, Beispiel: Bewerbung. Ähnlich der bekannten AIDA-Formel für die Kommunikation schließt Wolf Schneider auffordernd mit Schritt 32: „Wörter können fliegende Boten zu den Augen, zu den Ohren, zu den Hirnen, zu den Herzen der Leser sein. Flügel freilich müssen wir ihnen selber machen. Ans Werk!“ (S. 179) Eben, wagen Sie sich ran an dieses Werk, ein leicht wie vergnüglich lesbarer Ratgeber.

Hanspeter Reiter