Die andere Tote
Autor | Ann Cleeves |
Verlag | rororo |
ISBN | 978-3-499-27598-2 |
„Zwei Leichen in einem Grab – Vera Stanhope ermittelt“ mit vielerlei eigener familiärer Verquickung auf annähernd 450 Seiten.
Wer mit wem?
Dass ihr Vater wohl einiges an illegalen Aktivitäten rund um seltene Vogel-Eier unternommen hatte, das war Vera längstens bekannt. Doch bei diesem Fall tun sich einige Abgründe mehr auf – mit ihm als Beteiligtem? Nun, hieran hat sie jedenfalls zu kauen: „Ein alter Bekannter Veras – Ex-Cop John Brace, der für Mord im Gefängnis sitzt – bietet ihr einen Deal an. Wenn sie bei seiner alleinerziehenden Tochter nach dem Rechten sieht, verrät er ihr, wo die Leiche des seit über zwanzig Jahren vermissten Robbie Marshall versteckt liegt. Sowohl Brace als auch Marshall gehörten mit Veras inzwischen verstorbenem Vater Hector und dem geheimnisvollen «Professor» zur «Gang of Four», die einen mehr als zweifelhaften Ruf genoss. Vera und ihr Team von der Northumbria Police folgen dem Hinweis und finden tatsächlich menschliche Knochen – allerdings zu viele, um zu einem einzigen Skelett zu gehören. Wer ist die Tote, die sich ihr geheimes Grab mit Robbie Marshall teilt? Bei ihren Ermittlungen stößt Vera auf den unter mysteriösen Umständen abgebrannten Nachtclub The Seagull an der Whitley Bay und wittert eine Spur …“. Natürlich löst sie den Fall – und weiß bestens die Fähigkeiten ihres Teams zu nutzen, besser als auch schon.
Führung und Team
Kann sich darüber freuen, wie die einzelnen Personen an Selbstbewusstsein gewonnen (Joe S. 416f. Führungs-Verhalten) oder wieder gewonnen haben (Charlie) – oder sich jedenfalls entwickeln (Holly – ihr Alter Ego?!). Und die wiederum können immer besser mit den Eigenheiten der Chefin umgehen, die inzwischen durchaus umgänglicher erscheint… Vielerlei Reflexion der Personen kann die Leserschaft „mitlesen“, weil die Gedanken deutlich gemacht sind, die Vera und die anderen sich machen. Abwechselnd, das macht das Lesen (noch) interessanter – siehe z.B. S. 122. Beleuchtet sind die möglichen Wege aus Abhängigkeiten, hier: Drogen (S. 198 Verantwortung übernehmen), was mich (auch) an eine der modernen Sherlock-Holmes-Serien erinnert hat (Elementary). Überraschende Facetten zeigen einige der dieses Mal auftretenden Persönlichkeiten (S. 270f. Gary) – und die losen Enden damit verknüpft zu kriegen, erscheint dieses Mal besonders verzwickt. Hilfreich sind dabei die Visualisierungen von Holly (wohl eine Art MindMap bzw. Beziehungs-Baum), die ihr Pluspunkte eintragen – wie den anderen auch, durch weiter führende Beiträge: Vera freut sich – und lobt, oha! Manipulation und Ausnutzen von Teenager-Verhalten ist aufzudecken (S. 374f. z.B.), um schließlich feiern zu können. Wobei der Plot ein durchaus überraschender wie heftiger ist: Die letzten Seiten also wirklich zuletzt lesen! (Die Fortsetzung übrigens habe ich hier bereits besprochen, wie auch einige frühere.) Und ausgesprochen sehenswert sind auc die Verfilmungen mit Brenda Blethyn als Vera, worauf auch die Autorin in ihrem Nachwort (S. 447) explizit hinweist. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de