Die Diagnosen des Dr. Zimmertür
Autor | Frank Heller |
Verlag | Walde-Graf |
ISBN | 978-3-946-89627-2 |
„Kriminalgeschichten“ – also eine Sammlung …Und ein durchaus anderer Stil, wie er eben vor 90 Jahren der übliche war. „Einer der originellsten Ermittler des 20. Jahrhunderts, ersonnen von ersten Krimi-Bestseller-Autor Schwedens“. Ja, schon so früh gab es einen…
Geist schlägt Geld und Vorurteile
Gerade in jener Zeit des bereits aufgekommenen Nationalsozialismus plus Antisemitismus in Deutschland (und andernorts …) mag das ein Highlight gewesen sein – und zugleich ein Wagnis, dieser Protagonist: „Ende der 1920er Jahre schuf Frank Heller mit Dr. Joseph Zimmertür – einem dicklichen jüdischen Psychoanalytiker im besten Alter, der in Amsterdam auf Verbrecherjagd geht, einen der originellsten Ermittler der Kriminalliteratur. Seine Fälle löst er, man ahnt es schon, mithilfe der Psychoanalyse und durch seine profunde Literaturkenntnis. Dabei bedient er sich zahlreicher Konzepte der Psychoanalyse (Ödipuskomplex, diverse Traumdeutungen, das Schizophrenie-Konzept Sigmund Freuds u. ä.). Hmm, ein Hitchcock der Literatur also, dieser Autor?
Psycho & mehr
Apropos Literatur, Heller verquickt gerne die Genres – oder sollte ich sagen des Dr. Zimmertür Oeuvres? Denn „Häufig führen ihn aber auch Literaturzitate (Shakespeare, Ovid, Baudelaire usw.) auf die Spur bzw. beide Elemente verbinden sich erst zu einem Motiv, dann zu einem Verdacht und werden schließlich zum Schlüssel, um den Täter zu überführen oder ihn von seiner Tat abzuhalten. Auf diese Weise löst Zimmertür sieben voneinander getrennte Kriminalrätsel, die aber nicht nur durch ihn als Hauptprotagonisten miteinander verbunden sind, sondern durch weitere Figuren, die immer wieder auftauchen. Die beiden wichtigsten sind sein Freund Groot, ein Kommissar der Kriminalpolizei, und Dosterhout, der Kellner der »Bodega«, Zimmertürs Stammlokal, in der die meisten Fälle bei einem Bitter oder der ein oder anderen Flasche Wein besprochen werden.“ Wobei sich gerade an der zweitgenannten Figur zeigt, dass der Dr. schon mal „die Fünf gerade sein lassen kann“, wenn er die Chance sieht, jemand (wieder) auf den rechten Weg zu führen … Feine Lektüre für vielerlei Gelegenheit, weil: in quasi modernen Häppchen zu genießen… HPR