Die englische Tochter
Autor | Monika Sadegor |
Verlag | Vergangenheitsverlag |
ISBN | 978-3-864-08294-8 |
„Das Leben der Gwenddydd Herkomer – Romanbiografie“ wird also in unterhaltsamer wie informativer Art der Leserschaft näher gebracht. Interessant natürlich auch und gerade für alle, die in Landsberg das Herkomer-Museum kennen und den Mutterturm: Auch über den durchaus berühmten (wenn auch eher vergessenen) Vater ist einiges zu erfahren – über die Familie gesamt. Die Autorin lässt das kurze Leben der Protagonistin eben – mit erleben. Blick aufs „Danach“ inkl., siehe den Epilog plus „Über dieses Buch“ (S. 363).
Die Herkomer-Familie
…war eine rundum kunstorientierte, vorneweg der Vater, doch auch und gerade die hier charakterisierte Tochter: „Oktober 1913. Für die junge Gwenddydd Herkomer hängt der Himmel voller Geigen. Von fremdartiger Schönheit, klug und vielseitig künstlerisch begabt, wächst sie als verwöhnte Tochter des deutsch-englischen Malerfürsten, Sir Hubert Ritter von Herkomer und einer walisischen Mutter frei und unbeschwert auf. Als Lieblingstochter ihres Vaters reist sie mit ihm um die Welt und ist im Schloss der Familie in England genauso zuhause wie in der deutschen Heimat des Vaters. An ihrem 20. Geburtstag feiert sie ein rauschendes Fest am Sommersitz der Familie in der Idylle der bayerischen Kleinstadt Landsberg am Lech. Die Welt liegt ihr zu Füßen und eine glanzvolle Zukunft vor ihr. Doch mit einem Paukenschlag ändert sich ihr Leben: Der geliebte Vater stirbt und am Himmel Europas ziehen dunkle Wolken auf. Der Große Krieg überrascht die Deutsch-Engländerin und Weltbürgerin in der bayerischen Stadt am Lech, und plötzlich gilt sie nicht mehr als geachtete und bewunderte Tochter des Ehrenbürgers der Stadt, sondern als englische Feindin und Spionin.“ Womit auch Blicke geworfen werden auf die Zeit des ersten Erdkriegs hier in der Region… Den Weg hin zum zweiten hat sie allerdings nicht mehr erleben müssen, da früh verstorben. Die Autorin deutet „zwischen den Zeilen“ durchaus Fragliches an: Ist sie nach und nach vergiftet worden, gar von ihrem Ehemann, dessen Arzt-Praxis inzwischen zu wenig abwarf, für den gewünschten Lebensstil u.a. für die vier Töchter aus erster Ehe? Siehe S. 355 „Gwenddydds aufgebahrter Körper hatte sich schwarz verfärbt… Dr. Rupfle… befahl…, umgehend den Sarg zu schließen und zu niemandem ein Wort zu verlieren.“ Hmm?!
Vorbilder bei modernen Klassikern?!
Ja, das kam mir spontan in den Sinn: Viele Episoden erinnern an mindestens einen Klassiker des 20. Jahrhunderts, der gar mit einem Nobelpreis bedacht worden ist: Die Buddenbrooks von Thomas Mann! Die Lieblings-Tochter dort (Tony) heiratet – und fällt auf einen Hochstapler rein (Grünlich), allerdings später erneut auf einen (Permaneder). Bei Gwenddydd ist´s nur der Arzt Dr. Rupfl… „Natürlich“ ergeben sich nach dem frühen Tod der Tochter Erb-Auseinandersetzungen – und die Familie stirbt aus, hier wie dort, jedenfalls in direkter Linie (siehe S. xx). Nun, der Schreib-Stil ist ein durchaus anderer – und zugleich wird mit dem Untertitel deutlich gemacht, dass auf eine wahre Lebensgeschichte zurück gegriffen wird, anders als bei den Lübecker Buddenbrooks. Und natürlich geht´s um Landsberger Lokalhistorisches, Schwerpunkt erster Erdkrieg – und das Verhältnis von Deutschen und Briten, fokussiert auf eine Familie, die im Grunde genommen bairisch-walisisch daher kommt: Je für sich eigenständig in einem Verbund – mit eigener Sprache … Viel Lokales ist in den Blick genommen, für Landsberg am Lech und Umgebung. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de