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Die falsche Neun

Autor Philip Kerr
Verlag Tropen
ISBN 978-3-608-50409-5

„Scott Manson“ ist wieder im Spiel, der intellektuelle Geist unter den Fußballern und Trainern, Detektiv auch noch … In einem wie je exzellent recherchierten „Fußball-Krimi“: Eigene ganz eigene Welt, in der nur erfolgreich sein kann, der entsprechenden Stallgeruch mitbringt …

Schön vieldeutig…
…ist der Titel, wie sich naturgemäß erst spät heraus stellt. Weswegen ich auf ein Vertiefen verzichte, Spoiler zu vermeiden  … Doch soviel sei verraten: „Nur weil Fußball ein Sport ist, heißt das nicht, dass immer fair gespielt wird – schon gar nicht, wenn es um junge Nachwuchstalente und internationale Verbände geht. Trainer Scott Manson landet wieder mittendrin im Sumpf des korrupten Spitzensports.“ Was ihm relativ bald klar wird, mit ihm natürlich auch den Lesern. Ob Sie ihn schon kennen (von „Wintertransfer“ oder „Die Hand Gottes“, auch sehr treffende Buch-Titel), ob er für Sie neu ist, Sie werden rasch Früheres erinnern oder durch kurze Rückblenden ajour sein: „Scott Mansons Karriere als Fußballtrainer in der Premier League ist vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Nach einem Skandal bei London City und einem kurzen Intermezzo bei einem chinesischen Verein, dessen Eigentümer ein windiger Geschäftsmann ist, scheint Scotts Ruf endgültig ruiniert.“ An der Stelle gibt es interessante Einblicke in Chinesisches Denken, etwa zur Zahl Neun, siehe S. 36f. Wortspielereien gibt es auch, etwa rund um „serendipity“ (S. 93: „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem“, geradezu enzyklopädisch im Flanieren  …).

Fußball, Fußball über alles!
Oder auch Einblicke in ferne Welten und das Denken wie Fühlen der dortigen Bewohner, siehe Antigua (S. 153ff., wiederkehrend – etwa auch S. 206ff., zum speziellen Kaffee Bonifeur S. 272 z.B.), was hiermit zu tun hat: „Da erhält er einen Hilferuf vom FC Barcelona [viele Details u.a. S. 332ff.]: Stürmerstar Jérôme Dumas ist nicht zum Training erschienen und wird seit einem Urlaub auf seiner Heimatinsel vermisst. Scott hat nur wenige Wochen Zeit, den Kicker zu finden. Auf seiner Spurensuche von Paris bis auf die Antillen begegnet Scott einem mörderischen System, das den Kampf um junge Talente auf ein anderes, tödliches Spielfeld verlegt hat.“ Dabei tanzt dieser Thriller zwischen Fakten und Fiktion, exzellent zelebriert von offenbar einem Experten von Rang – doch frei von Besserwisserei: Für Leser mit Know-how fürs Nicken, einfach eingestreut (u.a. S. 246ff.. So entwickelt sich geschickt aufgebaut ein fast vergnügliches Szenario mit einem Doppel-Plot am Ende: Happy-ending quasi, trotz des Spiels in einer Art Augias-Stall – oder deren mehrere, von Anfang bis Ende … Lesen, auch zwischen Hoch-Zeiten wie Champions-League-Finale und Weltmeisterschaft … HPR

Hanspeter Reiter