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Die Flucht

Autor Fuminori Nakamura
Verlag Diogenes
ISBN 978-3-257-07285-3

Die (scheinbare) Geschichte eines Musik-Instruments auf annähernd 600 Seiten.

Alles Trompete oder was?!
Nun, jedenfalls steht dieses Instrument im Zentrum des Geschehens, das doch so viel mehr aus macht, vielerlei Rück- und Einblicke auf und in japanische Geschichte. Vordergründig geht´s also zunächst mal hierum: „Kenji Yamamine kommt in den Besitz der legendären Teufelstrompete des Komponisten Suzuki. Ihr wird die Macht zugeschrieben, Menschen zu begeistern und zu fanatisieren. Bei Recherchen auf den Philippinen trifft Kenji die junge Anh. Sie verlieben sich, Anh folgt ihm nach Tokio, wo sie gewaltsam stirbt. Neben der Trauer um Anh wird Kenji von einer rätselhaften religiösen Sekte verfolgt, die die Trompete für ihre Zwecke nutzen will. Was Kenji jetzt noch bleibt, ist, das Rätsel der Trompete zu lösen und sich mit der Welt in Liebe zu versöhnen.“ Dabei entwickelt sich ein Thriller-artiger Roman, der phasenweise ins Noir abgleitet – und zugleich über weite Strecken Sachbuch-artig wird. Wobei abschließend angedeutet „klar“ wird, dass der Protagonist Y. als linksorientierter Journalist eben den Autor N. spiegelt und somit quasi autobiografisch erscheint (siehe S. 67f. u.a. – und das Nachwort S. 581ff.). Moderne Internet-Publizistik wird aufgearbeitet (S. 106f. usw.) wie auch gesellschaftliches Geschehen in Japan (S. 145. Abdriften in Diktatur?! etc.)…

Japanische Geschichte
…“in einer Nussschale“ ist hier quasi auch geboten: China und Kambodscha (S. 173ff.), Shogun plus Religion (Christentum in Japan, Verfolgung inkl., wiederkehrend, z.B. S. 308f.). Oder die Q-Sekte unter variierenden Namen… Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima (u.a. S. 356ff.) sind in Bezug zu handelnden Personen gesetzt. Auch andere Medien kommen ins Spiel, siehe Pokemon, siehe Manga (S. 208f. usw.). Und Nazi-Vernichtungslager plus Musik (S. 252f.), wie auch phasenweise Deutschland als Ort des Geschehens (Köln konkret und anderswo). Doch letztlich zieht sich die Trompete durchs Geschehen, natürlich inkl. Wirken als eine Art Droge im Kampf auf den Philippinen (S. 416f. usw. – und mit Bruch in der Melodie S. 518f.). Also weit reichende Themen, die der Autor in diesem Roman aufgearbeitet hat, seine Leserschaft (hoffentlich) nachdenklich machend, mit vielerlei Impulsen anregend… Fazit: lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter