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Die fünfte Disziplin

Autor Peter M. Senge
Verlag sonstige
Seiten 500 Seiten
ISBN 978-3791029962
Preis 39,95

Die fünfte Disziplin, 1990 erstmalig erschienen, hat nicht nur nicht an Brisanz verloren, sondern enorm gewonnen. Die wirtschaftlichen Eruptionen (Finanz-, Wirtschafts-, Euro-, Dollarkrise ab 2007), die politischen Erhebungen in afrikanischen und arabischen Staaten (ab 2011), Erdbeben und anschließende Atomkatastrophe in Japan, die Veränderungen im Arbeiten und Zusammenleben in und zwischen Gesellschaften, die durch die Digitalisierung von Arbeits- und Lebenswelten beschleunigt wurden – das Auftauchen von Schwarzen und Grauen Schwänen, um mit N. N. Taleb zu sprechen, häuft sich. Unerwartetes nimmt in einem Ausmaß zu, das es dringend erforderlich macht, mehr in Begriffen von Komplexität zu denken und zu handeln, als es offenkundig der Fall ist.

Peter M. Senge bleibt in der elften Auflage dem Grundanliegen treu: Die fünfte Disziplin drängt dazu, sich in einem Umdenken („Metanoia“) der Denkfigur von Komplexität zu öffnen, um das, was geschieht, und das, was geschehen kann, besser verstehen, antizpieren und kompetenter handhaben zu können, als es der Fall wäre, wenn man ausschließlich mit linearen, sequentiellen Denkschemata arbeitete. Sein Augenmerk gilt mehr noch als in der ersten Auflage dem „Personal Mastery“; denn – vereinfacht gesprochen – umdenken können nur Individuen.

Die im wörtlichen Sinn notwendige Wandlung in der menschlichen Kompetenz, Komplexität zu denken, begründet der Autor – wie gehabt – sowohl mit gesellschafts-politischen Entwicklungen auf dem Erdball, mit der rasant intensivierten Verflechtung von wirtschaftlichen Prozessen (Globalisierung, Internationalisierung, Multikulturalität) und damit unauflösbar verwobenen Fragen, die jedes Unternehmen beantworten muss. Grob formuliert, sollten sich Unternehmensführende fragen: Was ist zu tun, um unser Unternehmen zu einer Organisation zu machen, in der jedes einzelne Mitglied lernen kann und in der jedes einzelne Mitglied dazu beiträgt, dass die gesamte Organisation einem lernenden Organismus ähnelt?

Bekanntermaßen beginnt Peter M. Senge mit Paradigmen der Wirklichkeitskonstruktion (Teil 1), geht über zu den „Eckpfeilern der lernenden Organisation“ (Teil 2), um in Teil 3 die „Kerndisziplinen“ im Aufbau und in der Praxis einer lernenden Organisation zu beschreiben. Im neuen vierten Teil schildert er auf der Grundlage von zwanzig Gesprächen mit „talentierten Vertretern der „Kunst und Praxis der lernenden Organisation““ Beispiele von Vorgehensweisen, dem Tenor der „Fünften Disziplin“ Rechnung zu tragen. Dabei lässt er Praktiker zu Wort kommen, die ihre – verschiedenen – Ansätze und Schwerpunkte vorstellen, begründen und Erfahrungen skizzieren. Der hilfreiche Anhang resümiert die Lerndisziplinen, Systemarchetypen und den „U-Prozess“ (von der Zukunft her denken) im Unternehmen.

Offenkundige Veränderungen in der Anlage des Buches finden sich in Teil II („Grundstrukturen der Natur“ sowie „Selbstbegrenzendes und selbsterhaltendes Wachstum“) und Teil IV, der auf Interviews und „Erfahrungen und Überlegungen aus der Praxis“ beruht. Überarbeitungen finden sich zudem in den Ausführungen zu den einzelnen Themen, etwa Hervorhebungen von vormals Beiläufigem, neue Erkenntnisse, neue Beispiele; schließlich sei noch erwähnt, dass der Anhang um den „U-Prozess“ angereichert wurde. merkbar um Feedbacks, die er im Zeitraum von etwa

Unternehmenslenker gehören zu jener Gruppe von Menschen, die politisch, sozial und wirtschaftlich besondern einflussreich sind. Insofern Beratende und Coachende, Weiterbildner insgesamt, beanspruchen, mental und behavioral verändernd wirken zu wollen und nachhaltige Weichenstellungen vorzunehmen, gehört die Lektüre dieses Werks zum Pflichtkanon. Je mehr gestalterischen Einfluss Personen in dieser von Schwarzen und Grauen Schwänen immer häufiger besuchten Welt haben, desto stärker drängt sich die Notwendigkeit auf, in Begriffen von Komplexität denken und agieren zu können. Freilich gibt es viele Bücher dazu – Peter M. Senges Buch zeichnet sich indes unter anderem aus durch eine nachgewiesene außerordentliche sachlich-fachliche sowie didaktische Kompetenz und durch ein glaubwürdiges, mit charmanter Dringlichkeit vorgebrachtes Anliegen.

Dr. Regina Mahlmann, www.dr-mahlmann.de

Dr. Regina Mahlmann