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Die große Heuchelei

Autor Jürgen Todenhöfer
Verlag Propyläen
ISBN 978-3-549-10003-5

„Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“ bringt der Autor lt. dem Untertitel seinen Lesern näher, und zwar aus eigenem Erleben, als Kriegs-Berichterstatter quasi: „Ein Frontbericht aus den Krisengebieten der Welt“ – wenn auch in völlig anderem Stil als ein Jahrhundert früher Egon Erwin Kisch. Wie sehr sich die handelnden Mächte verrannt haben und versuchen, etwa „Kollateralschäden“ zu verschweigen, zeigt diese aktuelle Meldung: „Zehnmal soviel Tote wie bekannt“ meldet SPON am 25.04.2019 einen amnesty-Bericht zum US-Angriff auf Rakka (Syrien) 2017 – nämlich mehr als 1.600 Zivilisten statt der angeblich „nur“ 159 seinerzeit von US-Seite gemeldeten …

Viele schwelende wie lodernde Herde
… hat der bekannte Journalist und langjährige Medien-Leitende (Burda) ausgemacht, besucht und analysiert, meist zusammen mit seinem Sohn Frederic als Kameramann unterwegs. Heraus gekommen ist „ein großes Plädoyer für Humanismus, eine schonungslose Reportage über das wahre Gesicht unserer Zivilisation und ein Frontbericht aus den Krisengebieten der Welt – das wichtigste Buch von Bestsellerautor Jürgen Todenhöfer.“ 21 kurze Kapitel zeigen die bedauerliche Fülle der Krisenherde, verteilt über die Erde, verursacht in aller Regel via Stellvertreter-Kriegen: „Die Außenpolitik des Westens beruht auf einer zentralen Lüge: Seine oft terroristischen Militärinterventionen dienen nie der Freiheit und Demokratie, sondern stets ökonomischen und geostrategischen Interessen.“ Das sind die…

Kapitel, eng miteinander verzahnt
Teils weit ausgreifend, teils den Leser direkt ins schreckliche Geschehen mitziehend (immer ohne grausame Details), immer konkret: Rückkehr nach Mossul – Heuchelei im Paradies – Inside Mossul – Das Weltunterwerfungsprojekt – Lieblingsstrategie Krieg – Fassungslos in Gaza [Streit-Thema Israel!] – Acht Jahrhunderte islamischer Hochkultur, die es angeblich nie gab – Europa schlägt zurück – Die muslimische Suche nach Wegen aus der Krise – Eine Reise in die USA – Antiterror-Kriege: Verbrechen und Wahnsinn – Jemen, der vergessene Krieg – Syrien, blutiges Schachbrett – Die Straße nach Aleppo – Der IS: Mit Chaos gegen Chaos – Was aus ihnen wurde – Zu Besuch bei zwei Todfeinden: Saudi-Arabien und Iran – Die Vertreibung der Rohingya – Das Versagen der Medien – Was tun? – Alan, der Junge aus Baschika.

Immer unterwegs vor Ort
… ist dieser Autor, lässt seine Leser mitfiebern: „Unter Lebensgefahr recherchierte Jürgen Todenhöfer dies zusammen mit seinem Sohn Frederic in den gefährlichsten Krisengebieten der Welt. Sein Fazit: Der Westen muss die Menschenrechte vorleben, statt sie nur vorzuheucheln. Und seine Medien müssen damit aufhören, diese Heuchelei zu decken. Der Westen wird sonst alle Katastrophen der Vergangenheit erneut erleben. Er muss andere Völker und Kulturen so behandeln, wie er selbst behandelt werden will. Nur dann hat er eine Zukunft.“ Das fasst der Autor abschließend unter „kurz und bündig“ in zehn Punkten zusammen (S. 292f.), final: „Jeder von uns kann mithelfen. Notfalls durch eine neue politische Bewegung. Die die Werte unserer Zivilisation vorlebt und nicht nur vorheuchelt.“ Klare Botschaft, kommt sie an?! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter