Die große Verführung

„Karl Ernst Osthaus und die Anfänge der Konsumkultur: Katalog zur Ausstellung im Kaiser Wilhelm Museum, Kunstmuseen Krefeld 2023/2024“ bietet reihenweise erhellende Aufsätze und ein Füllhorn an Objekten auf deutlich über 350 Seiten.

Konsum, Kultur, (Alltags-)Kunst
…sind in dieser starken Sammlung archiviert, mit einem umfassenden Blick in Wirtschaft und Gesellschaft vor mehr als einem Jahrhundert: „Im Jahr 1923 gelangte ein mehrere tausend Arbeiten umfassender Bestand in das Kaiser Wilhelm Museum Krefeld: Das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe (DM) – vielleicht die erste Designsammlung überhaupt. Bei dem umfangreichen Konvolut handelt es sich um eine Mustersammlung vorbildlicher Gestaltung, die der bedeutende Hagener Mäzen und Sammler Karl Ernst Osthaus zwischen 1909 und 1919 mit finanzieller und ideeller Unterstützung des Deutschen Werkbundes zusammengetragen hatte. Dies gelang in Kooperation mit wegweisenden Künstler:innen und Gestalter:innen seiner Zeit wie Peter Behrens, Henry van de Velde, Walter Gropius, Richard Riemerschmid, Clara und Fritz H. Ehmcke, Josef Hoffmann und vielen anderen. So spiegelt die Sammlung von Plakatkunst, Buchgestaltung, Glas, Keramik, Silber, Fotografien und Werbegrafik die Kulturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts eindrucksvoll wider.“ Die Themenbreite ermöglicht seltene Einblicke, wie sie sonst nur durch aufwändiges Besuchen vieler Museen und Ausstellungen erreichbar wären:

Füllhorn an Abbildungen und Textetn
Das Herausgeber-Gremium hat für eine Autoren-Schar voller Expertise gesorgt, die mit gut einem Dutzend Beiträgen auch jenen Katalog-Nutzern dieses Museums mit seiner Dauer-Ausstellung quasi ins Haus bringt, die sich deren Besuch verkneifen müssen ( ) – und damit auch die Künstler-Vielfalt, für deren Liste alleine es drei Seiten braucht (S. 362ff.): Fünf Perspektiven sind geboten, die so für die Kapitel-Überschriften sorgen, von Netzwerke und Kontexte über Zwischen Konsum und Kultur und Gestaltung und Gesellschaft hin zu Organisation des Deutschen Museums (für Kunst in Handel und Gewerbe in der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld). Werbung und im Besonderen Plakate gehören natürlich auch dazu (siehe S. 116ff. und 236ff.), ein tiefer Einblick in die damalige Warenkunde (S. 92 z.B.) – und zeitgenössische Übersichten wie Zehn Gebote zur Wohnungseinrichtung (S. 66) oder 10 Thesen plus 10 Gebote für gutes Design (S. 312f.). Natürlich lebt der Katalog von den rund 350 farbigen und SW-Abbildungen, die Alltags-Gegenstände wie auch Kunst-Objekte erlebbar machen… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter