Skip to main content

Die große Zukunft des Buches

Autor Eco/Carriere
Verlag sonstige
Seiten 288 Seiten
ISBN 978-3-446-23577-9
Preis 19,90

Zwei Medien-Größen im Gespräch miteinander, moderiert von einem Dritten: Ein wahres Ereignis! „Das Gespräch zwischen Umberto Eco und dem berühmten Drehbuchautor Jean-Claude Carriére wird alle Leser begeistern, die das Buch als Gegenstand lieben. Und es ist nicht auszuschließen, dass es bei den Besitzern von E-Books eine kräftige Nostalgie hervorruft.“ Tatsächlich springen die Themen zwischen Inhalten und deren Wiedergabe hin und her, wie die Kapitelüberschriften belegen, die Zitate aus den Kapiteln bilden – einige seien herausgegriffen:

  • Das Buch wird nicht sterben
  • Nichts Vergänglicheres als dauerhafte Datenträger
  • Die Rache der Ausgefilterten
  • Jedes heute veröffentlichte Buch ist eine Post-Inkunabel
  • Bücher, die unbedingt zu uns gelangen wollen
  • Das Internet oder die Unmöglichkeit der damnatio memoriae
  • Zensur durch Feuer
  • All die Bücher, die wir nicht gelesen haben
  • Was wird aus meiner Bibliothek nach meinem Tod?

Blickwinkel und Richtung der Diskussion erschließen schon hieraus recht gut: Da sind Freunde des (gedruckten) Buches bei einem ihrer Lieblingsthemen, doch gehen sie recht kritisch mit ihm und mit sich selbst um. Etwa mit der Thematik des Aggregierens, schon zu reinen Print-Zeiten ja durchaus üblich und hilfreich, in Zeiten des Digitalen rasant überhand nehmend; Basis dieser Gedanken bilden die Fragen an die Haltbarkeit der modernen Speichermedien, hingeführt vom Moderator zu dieser: „Aber ist es denn die Aufgabe des Gedächtnisses, alles zu behalten?“ (S. 60ff.) Eco antwortet (Auszug): „Nein, gewiss nicht. Das Gedächtnis – unser individuelles wie auch das kollektive …, das die Kultur ja ist – hat eine Doppelfunktion … gewisse Daten zu speichern … andererseits die Informationen, die wir nicht brauchen und die unser Gehirn nur unnötig belasten würden, dem Vergessen anheim zu geben.“ Und Carriére ergänzt (u.a.): „Wie soll man aber die Auswahl für die künftigen Generationen treffen? Wer soll sie treffen? Wie soll man vorher sehen, was unsere Nachfahren interessieren wird …?“

An anderer Stelle zum Wert von Büchern (Eco): „Ich besitze Bücher, die einen gewissen Wert erlangt haben, weniger wegen Ihres Inhalts oder wegen der Seltenheit der Ausgabe als vielmehr wegen der Spuren, die ein Unbekannter in ihnen hinterlassen hat…“ (S. 101). Zum Sammeln (Eco): „Die Frage, die wir uns stellen können, ist die nach den Motiven, die einen Sammler zu diesem oder jenem Gegenstand der Bibliophilie lenken … Es kann die pure Liebe zum Objekt Buch sein … Es gibt Sammler, die sich nur für die Bindung interessieren … Verleger … Titel … Sachgebiet. Dann wird es solche geben, die ihre Bibliothek rund um ein Thema aufbauen. Das ist bei mir der Fall …“ (S. 119) „Für die Leute, die einen zum ersten Mal besuchen, eine imposante Bibliothek entdecken und nichts Besseres zu sagen wissen als: „Haben Sie das alles gelesen?“, kenne ich mehrere Antworten. Einer meiner Freunde sagt: „Mehr, Monsieur, mehr.““ (S. 228)

Alles in allem ein Ausblick, auch in die Zukunft des Buches, der dem Leser Hoffnung macht. Und schlicht Freude bereitet, wie hier mit dem Thema, wie mit dem Buch „umgegangen“ wird … Viel Vergnügen beim Lesen! – HPR

Hanspeter Reiter