Die Kinder

„Thriller“ droht quasi als Untertitel gleich auf dem Buch-Cover. Und selten hat ein Roman derlei Drohung derart intensiv wahr gemacht …

Kinder-Power
Und das weit davon entfernt, horrormäßige Szenen zu schildern, wofür am laufenden Band Gelegenheit gegeben wäre. Doch zunächst scheint alles darauf hinzuweisen, dass eine Art Familien-Drama statt gefunden hat: Die ersten handelnden Personen sind miteinander verwandt oder verschwägert – verdächtig, oder? So sieht´s aus: „Auf einer abgelegenen Bergstraße wird die völlig verstörte Laura Schrader aus den Trümmern eines Wagens geborgen. Im Kofferraum entdecken die Retter eine grausam entstellte Leiche. Als die Polizei den Psychologen Robert Winter hinzuzieht, wird dieser mit dem rätselhaftesten Fall seiner Karriere konfrontiert: Die Geschichte, die Laura Schrader ihm erzählt, klingt unglaublich. Doch irgendwo innerhalb dieses Wahnkonstrukts muss die Wahrheit verborgen sein. Je weiter Robert vordringt, desto mehr muss er erkennen, dass die Gefahr, vor der Laura Schrader warnt, weitaus erschreckender ist als jeder Wahn.“ Irgendwie scheint es mit ihrer Schwangerschaft zu tun zu haben und dem Streit, den sie deshalb mit ihrem Partner hatte, zugleich Chef und Inhaber der Werbeagentur, für die sie tätig ist.

Eine Welt der Kinder
Früh zeichnet sich ab, was kaum glaublich und geradezu ungeheuerlich im Laufe der Erzählung deutlich wird. Deshalb besteht kaum die Gefahr eines Spoilers … Was da passiert ist, muss etwas mit den Kindern zu tun haben. Mit Kindern, die sich weltweit vernetzen – und zwar weit diesseits elektronischer Mittel. Emergenz ist das Stichwort: Warum sollten Menschen das nicht erreichen können, was Fische, Vögel und andere Tierarten in Schwärmen erreichen? Hmm, Schwarm-Intelligenz?! Bedauerlich gut nachvollziehbar begründet wird die Idee jedenfalls … Dennoch, der Thriller ist so gut in Spannungsbögen aufgebaut, dass Leser gebannt dabei bleibt: Kann das denn wirklich sein, was Laura Schrader da erzählt?? Tatsächlich zeichnet sich kurz vor Schluss doch eine andere Lösung ab, ein Pseudo-„Happy-ending“ quasi: Leser erleichtert?! Lasse er / sie sich überraschen…. Und möge uns alle dieses dort geschilderte Geschehen nachdenklich machen! HPR

Hanspeter Reiter