Die kranke Organisation
Autor | Stephanie Borgert |
Verlag | GABAL Verlag |
ISBN | 3869369000 |
Preis | 25,00 € |
Ist Ihr Unternehmen vielleicht krank? Dieses Buch hilft!
Der menschliche Körper kennt eine ganze Reihe von Erkrankungen, die oftmals über viele Jahre unbemerkt fortschreiten, bis es dann zu einem entscheidenden Ereignis kommt. Bluthochdruck und dessen Risiken sind so ein Beispiel. Auch Unternehmen, oder allgemeiner Organisationen, erkranken, aber die Beteiligten merken es nicht. Und wenn sie es bemerken, kann es im Zeitalter der Transformation schon zu spät sein.
Die Autorin Stephanie Borgert, die mit diesem Buch in die Rolle der Ärztin für erkrankte Unternehmen schlüpft, greift auf viele Jahre praktischer Erfahrung in der Beratung von Firmen zurück. Und dies bemerkt der Leser auf positive Weise. Keines ihrer Beispiele erscheint konstruiert, nichts aus der Luft gegriffen.
Woran Organisationen leiden können
Ihre Grundthese erwächst aus eben diesen praktischen Erfahrungen ihrer Arbeit. Sie hat Einblicke in viele Unternehmen und Organisationen genommen und kommt zu dem Schluss, dass zahlreiche Firmen „erkrankt“ sind, ohne dies zu bemerken. Sie „leiden“ vielfach unter Kontrollzwang, Überbürokratisierung oder mangelnder Flexibilität. Drei Grunderkrankungen, die im Zeitalter der der (digitalen) Transformation hinderlich sind.
Der von ihr gewählte und durchaus originelle Ansatz eines Medizinratgebers setzt sich im Hauptteil des Titels fort. Als „Ärztin“ beschreibt sie zehn Erkrankungen und deren Symptome. Sie beschäftigt sich mit der Pathogenese und vermittelt dann Behandlungsvorschläge. Rezepte zur „Heilung“ will sie nicht bieten. Es gibt somit keine Schrittfolgen, die die Mitarbeiter im Unternehmen nur anwenden müssten, um die Krankheit zu besiegen. Sie achtet in ihrem Text aber darauf, Tipps zur Prävention zu geben, damit die Erkrankung gar nicht erst auftritt oder zurückkehrt.
Wohlbekannte und typische „Krankheiten“
Zur Liste der zehn Erkrankungen einer Organisation, die Stephanie Borgert beschreibt, gehört u.a. „Führungsschizophrenie“. Sie manifestiert sich im Glauben an angeborene Qualitäten, die eine Führungskraft mitbringen müsse. Führung bedeutet für die Autorin jedoch die Fähigkeit, Selbstorganisation zuzulassen.
„Kontrollzwang“ als Idee, soziale Systeme kontrollieren zu können – ebenfalls ein Gedanke, dem die Verfasserin skeptisch gegenübersteht. Sinnvoller erscheint ihr eher die Schaffung von Regeln anstelle einer Steuerung. Ein Unternehmen müsse Freiraum für Experimente bieten, um aus diesen zu lernen.
Fast jedes Unternehmen dürfte von der „Besprechungsdiarrhö“ betroffen sein. Zu viele Besprechungen sind für die Autorin ein Zeichen für mangelndes Vertrauen. Zur Therapie gehört die Frage, welche von den vielen Sitzungen denn gleich abgeschafft werden können.
Amüsant und dicht am Thema setzt sie ihre Diagnosen dann weiter fort und gelangt so etwa zur „zwanghaften Methodengläubigkeit“, zu „verknöcherten Organisationsstrukturen“ oder zum „Starrsinn“.
Management-Journal-Fazit: Ein erfrischend direktes Buch, das in optimistischer und anpackender Art und Weise typische „Erkrankungen“ und deren „Behandlung“ beschreibt, die Unternehmen in der modernen Welt der Transformation behindern.