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Die Kunst des klugen Fragens

Autor Warren Berger
Verlag Berlin
ISBN 978-3-8270-1196-1

„Wer mehr fragt, braucht weniger zu laufen“, wird auf dem Rücktitel ein ägyptisches Sprichwort zitiert – und um die These ergänzt „Vor der guten Antwort steht immer die noch bessere Frage.“ Dennoch stimmt das geflügelte Wort ebenso „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“. Der Autor leitet mit Fragen durch das Thema, mit folgenden Kapiteln nach der Einleitung „Warum fragen?“: Die Macht des Fragens * Warum wir aufhören zu fragen * Das Warum, Was-wäre-wenn und Wie des innovativen Fragens * Fragen in der Geschäftswelt * Fragen für das Leben. Knapp 250 Seiten mit Antworten, die Sinn und Zweck des Fragens begründen. Und, typisch amerikanisch, mit Geschichten: Die einleitende handelt von Van Phillips, der sich 1976 fragte: „Warum können Sie einen Mann auf den Mond schicken, aber keinen ordentlichen Fuß machen?“. Wobei es auch um seinen Unterschenkel ging: Bei einem Sportunfall verlor er sein linkes Bein unterhalb des Knies … Durch immer neues Formulieren seiner Fragen entwickelte er eine Prothese, mit der er letztlich zufrieden sein konnte – und ein erfolgreiches Geschäft daraus. Und genau darum geht es, durch das Stellen von Fragen zu Lösungen zu kommen: Der Autor ist keineswegs Kommunikations-Berater, vielmehr Innovationsforscher, dem es um kreative Entwicklungen geht. Und dennoch belegen seine Beispiele, wie wichtig Fragen auch in der Kommunikation sind: Ich kriege nur Antworten, die auf meine Frage passen … Seine Grundformel lautet: Fragen + Handeln = Innovation. Eine der abgeleiteten Vorgehensweisen ist diese (S. 63):

-Beweis: Wie wissen wir, was richtig und falsch ist? Welcher Beweis gilt?

-Perspektive: Wie könnte dieses Problem aussehen, wenn wir uns in eine andere Person hineinversetzen oder in eine andere Richtung schauen?

-Zusammenhang: Gibt es ein Muster? Haben wir so etwas schon einmal gesehen?

-Hypothese: Was wäre, wenn es anders wäre?

-Relevanz: Was ist daran wichtig?

Doch auch das Umfeld unseres Fragenstellens ist relevant (S. 126): „Eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Studien beschreibt, was passiert, wenn wir unser Unterbewusstsein an einem Problem arbeiten lassen … Ähnliche Forschungsergebnisse gibt es auch zum Tagträumen und seiner Funktion beim Entstehen origineller, kreativer Ideen … Ähnliche Effekte haben auch Spaziergänge … Laut dem Neurologen Kounios gibt es „verblüffende anekdotische Indizien“, dass das Herumbasteln und Kritzeln ebenfalls … Einsichten förderlich ist.“ Viele der gestellten Fragen sind bewusst provokativ, da scheinbar unsinnig, siehe z.B. (S. 127) „Was wäre, wenn Ihre Gedanken falsch und Ihre Socken ungleich wären?“. Oder auch „Was wäre, wenn wir uns selbst Konkurrenz machten?“, S. 164 anhand des Beispiels von Atlantic Monthly dargestellt: Daraus wurde eine umfassende digitale Familie, die auch dem Printobjekt das Überleben sicherte. Line-extension statt Kannibalismus … Und dann gibt es eine Menge Beispiele erfolgreicher Unternehmer, bestens geeignet als Role-model, siehe etwa „Was würde Neil Patrick Harris tun?“ (S. 174, Schauspieler in „How I Met Your Mother“). Schönes Beispiel dafür, wie derlei Vorgehens-Muster auch für Kommunikations-Seminare etc. geeignet sind … HPR

 

Hanspeter Reiter